Auf Entdeckertour in Ecuador Teil I !
Das Leben geht immer weiter wie schwer manche Augenblicke und Zeiten auch sein mögen. Nicht umsonst habe ich mich für den Namen ‚Gipfelsonne‘ entschieden – mit einem Lächeln überwindet man jeden noch so tiefen Schmerz.
Wie mein Lebensmotto schon verrät: „Die wirkliche Herausforderung des Lebens liegt darin, niemals aufzugeben !“
Es gibt immer einen Weg, wenn man es will und von ganzem Herzen daran glaubt. Nach diesem turbulenten Jahr 2011 mit vielen Rückschlägen und Tränen, aber auch wunderschönen Momenten, die ich nicht missen will, wartete ein neues Erlebnis fernab der Zivilisation auf mich – die Welt der Vulkane und der Amazonas Dschungel von Ecuador.
Meine Familie und meine Freunde halten mich sowieso für verrückt: „Wie soll man sich denn dabei erholen ?“ Doch für mich ist es ein Gefühl von Freiheit, zu spüren, dass ich lebe und ich alles schaffe, wenn ich an mich glaube.
Wir haben nur dieses eine Leben und wenn wir keinen Mut haben, dem zu folgen, was unser Herz uns sagt, wird es eines Tages zu spät sein. In den letzten Wochen und Monaten habe ich mehr als je zuvor gemerkt, welche Menschen in meinem Umfeld immer für mich da sind und mich niemals allein lassen würden. Ich danke Euch sehr dafür !
Endlich wieder hinaus in diese Welt ! Beeindruckend, einzigartig und so vielfältig wie solch ein kleines Land nur sein kann. 🙂
Es besteht ja immer ein gewisses Risiko, wenn man sich allein zu einer Gruppenreise anmeldet, dass es doch auch mal daneben gehen kann und zugegeben nach unserem Vorbereitungstreffen im November hatte ich bissl Bedenken, ob das alles so passt. 🙂 Zum Glück waren all diese Gedanken unbegründet. Wir waren ein tolles, zusammengewürfeltes Team und ich glaube, wir haben alle jeden Tag und jedes gemeinsame Lachen genossen.
Nach zauberhaften, besinnlichen Weihnachtstagen mit meiner ganzen Familie ging es am 27.12. endlich los. Beinahe hätte ich meine Reise noch mit dem alten Lederkoffer meines Vaters bestreiten müssen, da ich zwar soweit alles besorgt und organisiert hatte, aber wie immer auf den letzten Drücker anfing zu packen und dabei feststellte, dass ich den Rucksack für mein Hauptgepäck letztes Mal von meinem Brüderchen geliehen hatte. Toll, am Tag vor Heiligabend fiel mir das ein. Hmmm…
Aber was soll ich sagen, hab ich doch noch einen lieben Schwippschwager, dem ich mit viel Charme seinen Trekkingrucksack für mein kleines Abenteuer ‚abluxen‘ konnte. 🙂 DANKE !
Schließlich ging es 3Uhr Nachts mit dem Auto zum Flughafen nach Berlin-Tegel. Dort traf ich dann meine ersten Mitstreiter, Sylvia (unsere deutsche Reiseleiterin), Lutz, Anja und Harry. 7.20Uhr Abflug mit Iberia Airline nach Madrid. Mit weiteren aufgesammelten Teamanhängern,Markus, Birgit und Joachim, Tanja und Jürgen, Kathrin und Ulrich ging es nach knapp 1h Aufenthalt schließlich weiter nach Quito. Etwas vorbelastet, war ich diesmal angenehm überrascht von dem Langstreckenflug: anstrengende 11h, dafür aber 2 Plätze für mich allein und nicht wieder eine zwangsweise Suche nach Flüssigkeit wie vor 2 Jahren.
17.30Uhr Ortszeit und mit 6 Stunden Zeitverschiebung landeten wir in der Hauptstadt von Ecuador auf bereits 2850m Höhe. Ziemlich müde und zerknautscht, waren alle froh, dass kein Gepäckstück unterwegs verloren gegangen war. Schließlich wartete am Flughafen bereits Joaquin, unser ecuadorianischer Guide, auf uns, um uns mit dem Bus zum Hotel ‚Fuente de Piedra‘ zu bringen. Nachdem alle ihre Zimmer bezogen hatten und Christian und Jochen unsere Gruppe vervollständigten, gab es ein kurzes Begrüßungsbier (ihr kennt mich ja-da bin ich dabei 🙂 ) an der Bar und ganz in der Nähe entdeckten wir noch eine kleine Tapasbar, in der wir zum Abendessen gemütlich zusammensaßen. Gegen 23Uhr fiel ich nur noch erschöpft ins Bett und kaum das ich lag, war ich schon in meinen Träumen auf das was kommen mochte.
Nicht wirklich ausgeschlafen, trafen wir uns am nächsten Morgen schon gegen 7 Uhr zum ersten typisch einheimisch-spartanischen Frühstück mit Brötchen, Rührei und leckerem frischgepressten Saft. Frisch gestärkt und nur 50m entfernt von unserem Hotel ging es danach erst einmal zur Ausleihe fehlender Ausrüstung wie Gummistiefel, Gurt, Steigeisen, Eispickel und Helm. Dabei wuchs schon mal die Vorfreude auf all die Erlebnisse, die vor uns lagen. Obwohl ich im nachhinein glaube, dass nicht alle so enthusiastisch waren bzw.nicht ahnten, dass das Bier auf den Gipfeln eher rar war. 🙂
Am späten Vormittag entdeckten wir mit dem Bus die Altstadt von Quito und nach einem kurzen Rundgang fanden wir vor der Kirche San Francisco, die zu den architektonisch beeindruckendsten Bauwerken in Quito zählt, eine geeignete Möglichkeit, um Mittag zu essen.
Der Nachmittag gehörte dem Äquator. 22 km nördlich von Quito liegt La Mitad del Mundo, die Äquatorlinie, welche dem Land seinen Namen gibt. Es ist der Ort wo Charles-Marie de La Condamine 1736 seine Messungen machte und zeigte, dass dies wirklich der Äquator sei. La Mitad del Mundo ist eine pure Touristenattraktion. Auf der vermeintlichen Äquatorlinie steht ein Monument und es gibt einige kleine Museen und Ausstellungen. Doch es ist sehr umstritten, wo die Äquatorlinie genau liegt. Denn ca. 240 m östlich von La Mitad del Mundo liegt das Museo Solar Inti Nan, welches laut GPS-Messungen die Äquatorlinie für sich beansprucht und versucht dies mit verschiedenen Experimenten zu beweisen, z.B.das gerade Hindurchfließen von Wasser durch ein Abflußbecken oder ein rohes Ei auf einem Nagelkopf zu platzieren – also mir gelang dies nicht wirklich. Woran das wohl lag ! 🙂
Zurück im Hotel gab es noch eine kurze Lagebesprechung für die nächsten Tage und nach einem leckeren Abendessen konnte sich jeder wieder unter seine Bettdecke kuscheln.
Nach dem Frühstück ging es am 2.Tag mit ein paar kleinen Zwischenstopps per Bus in das kleine 22000 Einwohnerdorf Otavalo und zu seinem berühmten Indianer- und Kunsthandwerkmarkt. Einerseits werden Kräuter, Gemüse und Fleisch zur Schau gestellt – andererseits werden farbenfrohe Souvenirs verkauft. Das Angebot an Ponchos, bunten Tüchern, Wollmützen, bunt gestreiften Hängematten,… ist riesig. Ich empfand es sehr angenehm, über diesen Markt zu schlendern und all diese Vielfalt zu erleben. In jeder Ecke entdeckte man die Einheimischen, die Otavaleños, weitere Produkte herstellen und in keinster Weise war es ihre Absicht, aufdringlich zu sein. Und da meine Spanischkenntnisse sich leider in Grenzen halten, feilschte ich nach einem schönen Gespräch mit Sylvia mit ihrer Hilfe noch um eine Tasche.Typisch Frau ! Mein Schuhschrank ist aber nicht so ausgedehnt. 🙂
2 Stunden später fuhren wir zum Mittag nach Cotacachi. Diese Stadt liegt in einem Tal zwischen dem gleichnamigen Vulkan Cotacachi und dem Vulkan Imbabura und ist berühmt für seine Lederwaren. Von dort aus sind es dann noch etwa 10km zum See Cuicocha („Meerschweinchensee“ in der Landessprache Kichwa), den wir uns am Ende des Tages noch mit einer kleinen Wanderung ansahen. Leider zog es wieder ziemlich schnell zu, doch wir entdeckten trotz aller Wetterkapriolen während der gesamten Reise immer wieder verblüffend Neues. Vor allem auch durch meinen Namensvetter Uli :-), der nur selten ohne sein Sieb unterwegs war, mit dem er in jedem noch so kleinen Tümpel überall auf dieser Welt nach Leben sucht.
Zurück in Otavalo ließen wir uns zum Abendessen bei einem Mexikaner nieder mit sehr leckeren Enchiladas und Tacos und das obligatorische Cerveza (Bier) durfte natürlich auch nicht fehlen ! 🙂
Am 30.12.ging es endlich zum 1.Vulkan, dem Imbabura, unserem ersten Akklimatisationsgipfel, auf 4621m Höhe. Das bedeutete aber auch 4Uhr morgens aufstehen, da noch 1,5h Anfahrt zum Ausgangspunkt vor uns lagen. Eigentlich sollte es spätestens 5Uhr nach dem Frühstück losgehen, doch erst 5.30Uhr waren endlich alle im Bus. Hmmm… das mit der Pünktlichkeit ließ oft sehr zu wünschen übrig und das lag nicht nur an der gemütlichen Lebensweise der Ecuadorianer. 🙂 Mag auch daran liegen, dass eine meiner größten Schwächen Geduld haben ist sowie die Ruhe, bissl entspannt zu bleiben. Wer mich kennt, der weiß das – bei mir darf man eben keine Zeit verlieren !
Wider erwartend kamen wir mit unserem Reisebus natürlich nicht auf die geplanten 3600m. Bei 3100m war Aussteigen angesagt und ich war ehrlich gesagt froh, loslaufen zu können, denn bei den Strassenverhältnissen ’sprangen die Bandscheiben schon zwischen den Wirbelkörpern hervor‘. 🙂
Mit genug Proviant im Rucksack absolvierten wir noch ein spontanes, kurzes Warm up mit unserem Instructor Joaquin, wobei ich vor Lachen nicht wirklich mitmachen konnte, denn als Physiotherapeutin erkennt ‚Frau‘ da oft bei wem es an ausreichenden koordinativen Fähigkeiten fehlt. Das muss besser werden ! Aber es hat mich auf jeden Fall ‚locker‘ gemacht ! 🙂
1500 Höhenmeter lagen schließlich vor uns – hoch motiviert und bei Sonnenschein liefen wir los, doch nur selten hat man das Glück auf dem Imbabura eine gute Aussicht zu haben. So war es leider auch bei uns ein einziger Wolkenandrang, der sich ab Mittag über den Gipfel zog. Aber die Laune ließen wir uns dadurch nicht verderben und wer in der Nähe von Lutz und Christian lief, hatte immer etwas zu Lachen. Bei den Beiden dachte ich oft, sie würden auch einen 8000er besteigen können, ohne dass ihnen der geringer werdende Sauerstoffgehalt irgendwelche Schwierigkeiten bereiten würde. ‚In der Ruhe liegt die Kraft, ihr zwei !‘ 🙂
Fast 7h bis nach oben und 3h bergab. Wir waren alle total kaputt und auf dem Rückweg nach Quito gab es wohl kaum einen von uns, der im Bus nicht die Augen zumachte, um ein bisschen zu schlafen. Erst gegen 20.30Uhr waren wir wieder im Hotel und trotzdem musste sich jeder noch einmal aufraffen, um das Gepäck für die nächsten Tage im Zelt umzupacken. Gegen 23 Uhr fielen Sylvia, mit der ich sehr gerne das Zimmer bzw.Zelt geteilt habe, und ich endlich ins Bett.
6 Uhr klingelte bereits der Wecker am Silvestertag, so konnte ich für ein paar Minuten nochmal eine heiße Dusche genießen und nach dem Frühstück wartete um 8 Uhr die Busfahrt zum 4-tägigen Papallakta Trekking am Vulkan Antizana auf uns. Diese Region ist von häufigen Niederschlägen gekennzeichnet und somit sind die Wege sehr feucht und schlammig, gleichzeitig findet man hier aber auch eine abwechslungsreiche Vegetation und bunte Pflanzenvielfalt.
Jetzt kamen für die nächsten 2 Tage unsere Regenoutfits und die geborgten Gummistiefel zum Einsatz. Das Hauptgepäck wurde ab jetzt von Maultieren transportiert und wir nahmen nur die wichtigsten Dinge in unserem Tagesrucksack mit. Beim Abmarsch bekamen wir schon einen ersten Eindruck wie das Wetter für gewöhnlich ist, doch je näher wir dem Camp entgegenliefen, umso mehr rissen die Wolken auf und mit unserer Ankunft erwartete uns der schönste Sonnenschein. Ich nutzte die Gelegenheit und nachdem ich mich bei Joaquin versichert hatte, dass in dem „See de Volcano“ auf ca.3800m Höhe keine gefährlichen Tiere oder Pflanzen wären, schlüpfte ich aus meinen Klamotten und hinein ins kühle Nass – gefolgt von Jochen und Lutz. Zwar nicht allzu sauber, dafür jedoch eine echte Erfrischung und endlich raus aus den muffigen Gummistiefeln. 🙂
(…weiter geht’s in Teil II)