12 Jun 2016, 9:52pm
Bolivien
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Bolivien – ein beeindruckendes Land voller Gegensätze

Nach längerer Suche einer Reise fernab von touristischen Wanderwegen entdeckte ich eine Tour in Bolivien, die viel versprach und mehr als das erfüllte. Eine eindrucksvolle Trekkingtour auf den Pfaden eines Landes, das mehr bietet als Lamas und Alpacas.

Am 7.5.16 trafen sich alle wagemutigen „Puretrekker“ in Frankfurt am Flughafen und begaben sich auf eine lange Reise ins ferne Südamerika. Nach fast eineinhalb Tagen landeten wir endlich in El Alto auf etwa 4061m Höhe, einem der höchstgelegen Flughäfen der Welt. Diese Stadt liegt unmittelbar westlich von La Paz, zu dem es bis 1985 als Stadtteil gehörte, unserem Ausgangspunkt.

Nach 9 Stunden erholsamen Schlaf wartete schon ein leckeres Frühstück mit Pancakes, Obst, Joghurt und Ei auf der Dachterasse unseres kleinen Hotels auf uns.

Der erste Tag gehörte dann La Paz, das auf etwa 3600m Höhe liegt, und ich glaube, in den ersten Stunden hatte jeder von uns Momente, in denen er sich immer wieder über jede Pause freute und sich mal gemütlich an eine Hauswand lehnen konnte, um Luft zu schnappen. 🙂 Dieser schnelle Sprung von ein paar hundert Höhenmetern auf diese Extreme bringt jedes rote Blutkörperchen in Wallung.

Mit unserem bolivianischen Guide, Daniel, der seine Leidenschaft für das Reisen mit uns allen teilt und sehr gut deutsch spricht, entdeckten wir einige schöne Plätze und hatten genug Zeit, um in Ruhe in Bolivien anzukommen und uns zu akklimatisieren.

Am Abend ging es noch in ein „Nobel Restaurant“ mit einem traumhaften Ausblick über das Lichtermeer der Stadt. Was uns allerdings zu denken gab, war die Qualität des Essens. Ich glaube, wir hätten mehr auf die Mimik des Servicepersonals achten sollen, denn so wenig wie sie lächelten so ungenießbar war größtenteils das Menü. 🙂 Die Spitzenköche sind in Bolivien definitiv nicht männlich. 🙂

Am Abend zuvor präparierten alle noch ihre Sachen für den ersten Trek, denn schon 8Uhr ging es los zum Choro Trail.

Auf der Fahrt von La Paz auf der Yungas-Strasse über den La Cumbre Pass (4.650 m) nach Coroico werden auf einer Strecke von rund 63 Kilometern ca. 3.500 m Höhenunterschied überwunden und vom Schnee und Eis auf Höhe des Passes bis zum tropischen Regenwald im Tal fast alle Klima- und Ökozonen Südamerikas durchquert. Die alte Verbindung zwischen La Paz und Coroico heißt Todesstraße , vor allem wegen des enormen Höhenunterschiedes zwischen Tal und Berg und insbesondere wegen der vielen Verkehrstoten, die jährlich auf dieser Straße verunglückten. Die alte Strecke wird in vielen Reiseführern als tödlichste Straße der Welt bezeichnet und zieht deshalb Touristen an; unter anderem gibt es auf ihr geführte Mountainbiketouren. Mittlerweile ist eine gut ausgebaute Straße in einer neuen Trasse fertiggestellt.

Mit 2 Jeeps kamen wir gegen Mittag in Chairo an, wo unsere Tour begann. Nach einem stärkenden Essen, wanderten wir von 1200m auf etwa 1900m bei strahlendem Sonnenschein. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit war es schön, endlich zu Fuß durch die bolivianischen Lande zu streifen. Am späten Nachtmittag erreichten wir unseren Campingplatz im „Japaner-Garten“, bauten unsere Zelte auf und genossen am Abend unter anderem eine warme Suppe, zubereitet von unserer einheimischen Begleitmannschaft, die unseren Proviant und das Hauptgepäck mit Maultieren den Trail entlang transportierte.

Später begann es dann doch zu regnen und es sollte die ganze Nacht hindurch nicht mehr aufhören…

Einige von uns wachten mehr oder weniger ‚pitschnass‘ am morgen auf, da der langandauernde Regen wie kleine Rinnsale teilweise in die Zelte lief. Auch Moni, meine Zeltmitbewohnerin, kämpfte nachts mit ihrem Microfaserhandtuch gegen die Fluten. 🙂

Zum Glück blieb es am morgen erstmal trocken, so dass wir in Ruhe frühstücken und zusammenpacken konnten. Gegen 9Uhr ging es weiter durch den Dschungel vorbei an Orchideen, Bananenbäumen, kleineren Wasserfällen umgeben von einer beeindruckenden Vegetation. Mich hatte währenddessen irgendetwas ins Ohr gestochen, jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass es immer mehr anschwoll und heiß wie eine ‚Glühbirne‘ wurde. 🙂 Dank Fenistil beruhigte es sich die nächsten Tage wieder.

Trotz neu aufkommendem Regen am Nachmittag ließen wir uns die Stimmung nicht vermiesen, genossen die Ruhe beim Wandern bis auf 2100m zu unserem Camp in der Nähe des Illampu-Flusses, saßen am Abend gemütlich unter einer überdachten Sitzgelegenheit zusammen und erlebten schöne, lustige Stunden.

Mit uns erwachte an diesem Morgen auch die Sonne… 1400Höhenmeter lagen vor uns. Vom dicht bewachsenen Dschungel bis hin zu kargen Andenwiesen erlebten wir an diesem Tag somit den größten Vegetationswechsel durch die bolivianischen Klimazonen.

Mittags erreichten wir den Zeltplatz Challapampa, wo wir genug Zeit zum Ausruhen hatten und die „Paparazzis“ unserer Reisegruppe genug Möglichkeiten zum Fotografieren. 😉

Auch wenn nur etwa 14km hinter uns lagen, so war ich doch am Ende des Tages froh, endlich auf 3600m in dem kleinen Ort Chucura angekommen zu sein. Hier gibt es auch eine Schule mit großem Sportplatz für die Kinder aus den nächstgelegenen Siedlungen.

Nach dem Zeltaufbau, …Moni und ich entschieden uns, wagemutig wir wir sind, zunächst für die Nähe zum Abgrund am Fluß, versetzten wir unser Lager dann doch etwas mehr in Sicherheit, nachdem auch Helmut um unser nächtliches Wohlergehen besorgt war  🙂 …

…schließlich ruhten sich alle eine wenig aus und am Abend saßen wir im Trockenen bei leckerer Suppe, Würstchen mit Pommes und gebackenen Bananen und Schokopudding zusammen. Was für ein Festmahl in den Bergen.

Am letzten Tag des Treks wartete unser Ziel, ein Pass mit 4800m auf uns. Zur Stärkung am Morgen gab es erstmal roten Maisgrieß und Krapfen … gut gelaunt ging es dann zwar erstmal wieder im Regen los, doch relativ schnell verzogen sich die Wolken und die Sonne lächelte hindurch. Der Weg wurde zwischendurch steiler, vereinzelt ließ uns das Geröll und auch ‚die immer dünner werdende Luft‘ nur langsam vorankommen, doch endlich oben am Pass angelangt, entschädigte ein traumhafter Ausblick für alle Strapazen.

Normalerweise bieten die meisten Reiseveranstalter diesen Trail als Wanderung von oben nach unten an, aber ich bin mir sicher, dass Keiner von uns diese Variante von Jerome, unserem Guide, bereut hat. Denn es fühlt sich so viel berauschender an, auf einem Gipfel zu stehen bzw.einen Pass erreicht zu haben als ins Tal zu wandern…mal ganz abgesehen davon, dass es für die Knie bergab viel anstrengender und kein Vergnügen ist. 🙂

Wir waren alle sehr stolz auf uns, zumal manch einer von uns noch nie so weit oben stand.

Oben warteten schon die Einheimischen mit ihren Jeeps, um uns für eine Nacht zurück nach La Paz zu fahren.

Bei einem gemeinsamen Abendessen besprachen wir noch die letzten Details für die kommenden Tage und da wir gegen 5Uhr schon wieder aufstehen mussten, verabschiedeten wir uns früh in unsere Zimmer, um noch zusammenzupacken.

Jetzt lag ein Inlandsflug nach Uyuni vor uns weiter in den Süden Boliviens. Schon allein die Aussicht aus dem Flieger war atemberaubend und faszinierend. Dort angekommen kauften wir noch ein wenig Proviant und Wasser für die nächsten Tage und fuhren dann weiter zum Südufer des Salar de Uyuni der mit mehr als 10.000 Quadrat­kilometern größten ‚Salzpfanne‘ der Erde. Die Salzkruste wurde vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Paläosees Tauca gebildet.

Mit gleißender Helligkeit am Tag und kalten Nächten ähnelt er äußerlich einem zugefrorenen See und das auf etwa 3600mHöhe. Am Südufer begann unsere Tour quer über diese Salzwüste, die sich in vielen, kleinen Waben abzeichnet. Auf dem ersten Abschnitt liefen wir bis zur Kakteeninsel Incahuasi. Manche der Kakteen sind bis zu 12 Meter hoch und an die 1200 Jahre alt. Am Rand bauten wir unser Zeltlager auf, wobei die Zelte nur mit sehr stabilen Nägeln befestigt werden konnten, denn mit den üblichen Heringen hatten wir bei dem harten Salzboden keine Chance.

Ein wunderschöner Sonnenuntergang begleitete uns in den Abend.

Ein neuer Morgen und wieder alles weiß. Man glaubt gar nicht, wir stark die Sonne vom Boden reflektiert. Eingemummelt von Kopf bis Fuß wanderten wir Stunde um Stunde über den Salar de Uyuni und auch wenn man das nächste Ziel schon vor Augen hat, so dauert es doch noch eine gefühlte Ewigkeit, um die nächste Insel zu erreichen. Ich glaube, in diesen Tagen lernte beim gemeinsamen Gehen und Plaudern jeder jeden noch ein wenig besser kennen. 😉

Wieder von einem einheimischen Team und ihren Jeeps begleitet, brauchten wir nur unser Tagesgepäck und natürlich die Kameraausrüstung tragen. Als zweite Insel erreichten wir nach etwa 22km am Nachmittag Pescado, so dass wir genug Zeit hatten, uns im Zelt ein wenig auszuruhen und der Sonne mal zu entfliehen.

Die Verpflegung war auf der ganzen Reise wirklich super, o.k.außer in unserem 4Sterne Nobelhotel ;-). Es gab zwar ab und zu schon ein paar Magen-Darm-Beschwerden, aber ich bezweifle, dass das Essen daran Schuld hatte. Bei diesen wechselnden Höhen und Vegetationszonen braucht selbst der Erfahrendste ein gutes Abwehrsystem.

Mit Moni hatte ich eine tolle Mitbewohnerin, ja na gut, bis auf das Schnarchen ab und zu, doch auch aus den Nachbarzelten ertönten nachts immer wieder lärmbelästigende Töne. 🙂 Gott sei Dank gibt es Ohropax. Jedenfalls gab es im Zelt mit Moni immer viel zu lachen, selbst früh am Morgen, wenn alle noch in Trance durch die Gegend liefen, waren wir zwei zu hören. 😉

Unser drittes Camp schlugen wir mitten in der Salzwüste auf und nutzten dann all das Weiß um uns herum für lustige Bilder, in dem wir in die Luft sprangen oder in die Trinkflaschen eintauchten oder auch die Frau den Mann auf Händen trug.

An diesem Abend wedelte es nochmal ganz schön, so dass selbst der Sichtschutz unseres Toilettencamps noch mehrfach befestigt werden musste, um nicht plötzlich im Freien zu sitzen. 😉

Das Ziel des Tages lag schon in Sichtweite und nach leckeren Pancakes zum Frühstück liefen wir gegen 9Uhr in Richtung Festland und erreichten am Mittag das kleine Örtchen Coqueza. Nach einer kleinen Rast wanderten wir noch ein paar hundert Höhenmeter weiter nach oben und stellten unser Lager auf 3900m auf.

Ganz in der Nähe liegt eine Höhle mit Mumien – tausende Jahre alt, aus der Zeit vor den Inkas und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Zum Abend hin besprachen wir noch den nächsten Tag und genossen den Ausblick auf den Salar de Uyuni – es sah aus wie ein Wolkenmeer. Traumhaft schön. Und genauso schliefen wir ein.

5Uhr hieß es aufstehen und anziehen, denn wir wollten zeitig los, um ein Stück den Vulkan Tunupa 5432m hinauf zu steigen. Gegen 6Uhr kamen noch zwei einheimische Guides und wir bildeten 3 Gruppen für den Aufstieg. Im Dunkeln mit Stirnlampe ‚bewaffnet‘ stiefelten wir los. Der mäßig ansteigende und gut begehbare Pfad führt vorbei an Feldern, wo sowohl Quinoa als auch Kartoffeln angebaut werden. Wir wanderten vorbei an zahllosen Steinmauern, die sich durch die Landschaft schlängeln und ab und zu sahen wir in der Ferne Lamas. Die Kraterränder sind nach Sonnenaufgang leuchtend in ihren roten und gelben Farben zu sehen. Langsam wird der Weg anspruchsvoller und steiler als zuvor, es ging weiter auf Geröll und Schotter bergauf bis wir glücklich auf 4900m standen. Leider hatten wir nicht genügend Zeit, um noch weiter nach oben zu gehen, so dass wir von dort den Rundumblick auf die Weiten des Salars genossen bevor wir wieder zu unserem Camp abstiegen.

Gleich nach dem Mittag fuhren wir weiter, zurück durch den Salar in das weiter im Süden gelegene San Juan, wo wir in einem atmosphärisch bezaubernden Salzhotel die Nacht verbrachten und endlich wieder duschen konnten. 😉

Die nächsten 2 Tage führten uns mit den Jeeps noch weiter in den Süden des Landes. Nach der Durchquerung kleinerer Salzwüsten bekamen wir einen beeindruckenden Ausblick auf den rauchenden Vulkan ‚Ollagüe‘, machten Halt an mehreren Lagunen, die von zahlreichen Flamingos belebt werden und sahen eine durch bodennahe Windabrasion entstandene Felsformation aus vulkanischem Gestein ‚Arbol de Piedra‘.

Bevor es zurück nach Uyuni ging, lag noch ein aktives Geysirfeld auf unserem abenteuerlichen Weg und nach weiteren schönen Eindrücken von Bolivien ließen wir es uns nicht nehmen, ein kleines Fotoshooting im Banne eines Güterbahnfriedhofes zu machen. Mit einem kulinarischen Highlight in einer Pizzeria verabschiedeten wir uns mit dem Nachtbus Richtung La Paz. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Fahrgelegenheit so bequem ist, doch in gemütlichen Schlafsesseln lässt es sich ein paar Stunden aushalten. 🙂 Gegen 4Uhr morgens erreichten wir wieder La Paz.

Am Busbahnhof wurden wir abgeholt und zu unserem kleinen Hotel gebracht und was für ein Glück konnten wir sogar schon unsere Zimmer beziehen. Die meisten von uns nutzten die Gelegenheit, um noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Moni und ich betrieben stattdessen Beauty und genossen das warme Wasser in der Dusche bis zum Frühstück. Ab 8Uhr wartete schon ein großes Festival in La Paz auf uns mit Musik und Tanz zogen die Menschen in bunten Kostümen und mit Rasseln durch die Straßen. Bis spät in die Nacht hinein erlebten wir eine ausgelassene, fröhliche Stimmung von Jung und Alt. Schön, dass wir das miterleben konnten. 🙂

Damit ging unsere Reise in Bolivien zu Ende und das Highlight zum Abschluss war der Flug über den Illimani, den mit 6.439 Metern zweithöchsten Berg Boliviens. Zum Greifen nah…Wahnsinn !!! Genau deshalb liebe ich die Berge, weil es atemberaubend ist, diese Welt immer wieder aufs Neue zu entdecken !!!