Kuba – hier liegt der Rhythmus im Blut
Ein Ruhetag lag vor uns und somit auch Zeit zum Ausschlafen, doch wenn ‚Frau‘ schon mal in der Karibik ist, dann gehört auch der Sonnenaufgang dazu. So war ich schon gegen 6.15Uhr am Strand, um diese einmaligen Augenblicke zu erleben und mit meiner Kamera aufzunehmen. Es ist sicherlich nie das Gleiche, wenn man nicht selbst da war, aber ich hoffe, ihr könnt ein bisschen sehen wie schön es war. 🙂
Lange Spaziergänge im Sand, Baden im Meer, Lesen in der Sonne – das war mein Tag ! Doch ich geb zu, so zwischendurch ist das mal ganz erholsam, aber dann muss ich wieder aufs Rad sonst kribbelt es zu sehr in den Beinen. Unersättlich diese Frau – ja so ist und bleibt das !!! Und das ist gut so ! 😉
Was mir an diesem Ort jedoch nicht gefallen hat, war dieser Massenandrang im all-inclusive Hotel. Ein Geschupse und Gedrängel beim Essen und Trinken, alle wollten die Ersten sein als wenn es später nichts mehr gäbe bzw.jeder am Hungertuch nagen würde. Der Großteil der Urlauber sah nicht danach aus 🙂 und den eingefleischten Strandlieger erkannte man schon von weitem an seinem Thermobecher, den er sich an der Bar abfüllen ließ, um sich nicht allzu oft von der Liege wegbewegen zu müssen ! 😉
Ich war froh, nach 2 Nächten wieder weiter zu fahren, da mich hier auch die Moskitos wieder ärgerten und ich vor allem am 2.Abend kaum noch wußte, wo es nicht an meinem Körper juckt – und ich war duschen also hygienisch rein !
Diesen Morgen nutzte ich noch einmal, um den Sonnenaufgang bei einem Strandlauf zu genießen und so schmeckte auch das Frühstück gleich viel besser.
90km durch eine hügelige Landschaft mit viel Gegenwind waren heute zu bewältigen, so dass wir uns über jedes kleine Päuschen freuten. 🙂 Gegen 15Uhr erreichten wir Sancti Spiritus wo wir uns am Ortseingang erst einmal wieder eine leckere einheimische Pizza schmecken ließen. ‚Das ham mer uns verdient!‘
Da unsere Unterkunft etwas ausserhalb lag, verschafften sich Anke, Helmut und ich noch einen kleinen Einblick in diesen Ort während Everth und Bernd schon zum Ziel weiterfuhren.
Die zentralkubanische Stadt Sancti Spíritus mit rund 42.000 Einwohnern ist seit 1976 Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Sancti Spiritus. Reichtum erlangte die Stadt durch den Zuckerrohranbau unter Ausbeutung von afrikanischen Sklaven.
Die Anlage in der wir schliefen, besteht aus vielen kleinen zweistöckigen Häusern mit jeweils 2 Appartements. Gemütlich, aber im Inneren nicht Moskitofrei – also lag wieder eine schlaflose Nacht vor mir, denn entweder summten diese kleinen Tierchen über mir herum oder ich versuchte diese durch die Klimaanlage zu ‚erfrieren‘, deren Geräusch aber so laut war, das es mich auch störte beim Schlafen. Ja, Ruhe ist doch sehr wertvoll, vor allem im Urlaub. 🙂
Weiter Richtung Osten auf der Carretera Central lagen heute etwa 80km bis nach Ciego de Avila vor uns. Das war jedoch die mit Abstand schlechteste Strecke der gesamten Tour, nicht wegen der Strassenbeschaffenheit, sondern aufgrund des enormen Verkehrs. Es zählte nur ‚Augen zu und durch‘, bloß nicht noch so oft anhalten, einfach ‚Gas geben‘ und im Windschatten von Bernd 🙂 war das schließlich gar nicht so ungemütlich. Dennoch hatte ich am Hotel das Gefühl, meine Lunge wäre ein Abgasfilter und auch nur der kleinste Atemzug an Alkohol hätte sie kollabieren lassen.
Da wir diese Etappe in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit absolvierten, blieb am Nachmittag noch Zeit zur Erkundung der Stadt. Vorher wollten wir uns jedoch vom Dieseldreck befreien und hätte Bernd unserem guten Everth nicht bissl Druck gemacht, hätten wir erst 3h im Hotel bis zum Einchecken warten müssen. Ach, Everth hatte es schon nicht immer leicht mit uns und da waren wir nur eine Reisegruppe von Vier ! 😉
Ein schöner Sonnenuntergang begleitete uns in den Abend.
Entlang der Bahnlinie bis nach Moron freuten wir uns auf die Insel Cayo Coco. Die zur kubanischen Provinz Ciego de Avila gehörende Insel im Atlantischen Ozean ist Teil der Jardines del Ray (Gärten des Königs) genannten Inselkette, die sich über 600 km an der Nordküste Kubas erstreckt. Nach einer zeitweiligen Nutzung als Luftwaffenstützpunkt durch die Sowjetunion im Kalten Krieg gegen die USA dient die Insel heute ausschließlich dem Tourismus.
Mit dem Rest Kubas ist Cayo Coco durch einen 26 km langen Steindamm verbunden, welcher Ende der 80er Jahre noch zu militärischen Zwecken errichtet wurde. Der Zugang zur Insel wird an der Landseite des Dammes durch eine Kontrollstation überwacht, an dem der Reisepass vorgelegt werden muss.
Auf dem Damm herrschte dann solch ein Gegenwind, dass jeder von uns zum Einzelkämpfer wurde und mit der Zeit wollten wir nur noch ankommen. Und kurz nach dem wir am Hotel waren und beim Einchecken unsere gelben Bändchen bekommen hatten, liefen Anke und ich erst einmal zur Snack-Bar, um für jeden noch vor dem Duschen ’ne Pizza zu holen. Hatten wir einen ‚Knast‘ ! 🙂
Am Ende des Tages entschädigte nach 100km in den Beinen ein schöner Sandstrand mit türkisblauem Meer und eine gemütliche all-inklusive Anlage, in der wir es einen Tag aushalten konnten.
Ich war wieder ganz früh wach, natürlich um die Sonne am Meer aufgehen zu sehen, denn diese Möglichkeit hab ich sonst nie und ich wollte alles Schöne nutzen was der Tag zu bieten hatte. 🙂 Den Morgen verbrachte ich am Strand zum Baden, beobachtete Wasservögel und Anke und Bernd, die zwischen 2 Palmen eine Leine gespannt hatten, um ihre gewaschenen Sachen vom Wind trocknen zu lassen. 🙂
Für 11.30Uhr verabredete ich mich mit Bernd zur Aquagymnastik im Pool. Trotz der ‚riesigen‘ Nachfrage erklärte sich der Animateur bereit, uns beiden eine Privateinheit zu geben. Wir standen also bis über Bauchnabelhöhe im Wasser und sollten erst einmal unsere Arme über Wasser bewegen, dann ging es mit Bauch-Beine-Po Übungen am Beckenrand weiter. 🙂 Also ich frag mich, wo die AQUA Gymnastik war !? Ich mußte mich doch sehr zusammenreißen, nicht die ganze Zeit zu lachen zudem unser Vorturner auch noch mehr aus der Puste kam als wir. Naja, Bernd und ich sind eben zwei radelnde Ausdauersportler aus Leidenschaft. 😉
Nach einem stärkenden Mittagessen gestaltete sich der Nachmittag mit Baden, Sonnen, Lesen und Karten schreiben. Mal sehen, ob die jemals bei meinen Lieben in der Heimat ankommen ! 19Uhr trafen wir uns zum Abendessen und um 21.30Uhr erlebten wir eine musikalische Cabarett-Quiz-Show, in der wir Länder, Filme und Musicals, tänzerisch dargestellt, erkennen sollten. Das war sehr schön und mit viel Aufwand gestaltet.
Dann noch schnell einmal umziehen, noch ein bissl hübscher machen und auf zum Abtanzen mit Everth. Wie schon mal erwähnt, kann er echt gut tanzen und diese Nacht im Rausch kubanischer Musik hat riesig Spaß gemacht. 🙂
So ‚aufgekratzt‘ wie ich noch vom Tanzen war, gab es nur wenig Ruhe zum Schlafen in mir, so dass ich erneut ganz zeitig zum Strand rannte, um mit der Sonne aufzustehen. Ich hätte ewig laufen und im Sand tanzen können. 😉 Zum Glück traf ich immer wieder Kubaner, die ebenso früh wach waren, um mich fotografieren zu können. ‚Frau‘ sollte sich jedoch nie als Alleinreisende zu erkennen geben – gefährlich, wie ‚Frischfleisch‘ ! 😉
Am späten Morgen trieb uns der Rückenwind den Damm entlang zurück aufs Festland Kubas. Nach einer kurzen Pause an der Laguna la Redonda, einem ruhigen See, der sich sehr gut zum Angeln und Bootfahren eignet, fanden wir auch Everth wieder, den wir bereits auf der Insel Cayo Coco ‚verloren‘ hatten, weil er mal schnell zu seinem Onkel fahren wollte, ohne uns Bescheid zu geben. Also manchmal war er wirklich viel mehr Hindernis als Reiseleiter !
Nach 60km wieder in Moron angelangt, bezogen wir unsere Zimmer bei einer einheimischen Familie und bummelten am Nachmittag durch die Stadt. Am Abend ließen wir uns wieder lecker von der Familie bekochen.
In aller Ruhe ließen wir an diesem Tag Kubas Landschaft auf uns wirken, da nur 56km vor uns lagen und in Mayajigua, unserem Motel Lagos de mayajigua, nicht gerade ‚der Bär steppt‘. Alles was wir dort vorfanden war ein mit Quellwasser gespeister Pool. Ich weiß ja nicht, ob das schöner machen sollte. 🙂 Jedenfalls war mehr als Lesen am Nachmittag nicht drin, da es auch noch zu regnen begann. Heute hätte ich gern mal noch einen Berg dazwischen gehabt. 😉
Und zu aller Freude hatte dann auch noch eine eklige, fette Kröte durchs Fenster in mein Bad geschissen. Igitt ! Ich weiß ja, dass man viele Frösche küssen muss, um einen Prinzen zu finden, aber nicht so und schon gar nicht mit mir ! 🙂
Endlich weiterradln: 74km bis nach Remedios, einem sehenswerten Städtchen wenige Kilometer von der Atlantikküste entfernt. Immer entlang auf der Carretera del Norte machten wir ab und zu in einem der wenigen Orte auf der Strecke eine Pause, um die Einheimischen in ihrem Alltag zu beobachten.
Gegründet 1514, ist Remedios eine der ältesten Städte Kubas und die Einzige in der 2 Kirchen auf der Plaza stehen. Mit ihrer Iglesia San Juan Bautista besitzt sie dazu eine der schönsten Kirchen Lateinamerikas. Der Altar ist über und über mit 24-karätigem Gold verziert.
Sonst ist dieses kleine Städtchen ideal, um im Café zu sitzen und das bunte Treiben der Kubaner zu beobachten.
Dieses Mal bekamen wir alle ein Zimmer bei einer Familie und verbrachten dort auch den Abend auf ihrer heimischen, kleinen Terrasse mit Hühnchen, Shrimps, Reis und Bohnen zum Essen. 🙂
Ein neuer Morgen und los ging’s ins 47km entfernte Santa Clara, eine Provinzmetropole im Herzen Kubas, heute ein landwirtschaftliches Zentrum, wurde 1691 von Bürgern aus Remedios gegründet.
Hauptattraktion dieser großen Stadt (180 000 Einwohner) ist das Museo Memorial del Ernesto Che Guevara, in dem seit 1997 auch die aus Bolivien überführten, sterblichen Überreste des Revolutionärs zur letzten Ruhe gebettet sind. In der Ausstellung werden Fotos und persönliche Dinge von Fidel Castros Chefideologen gezeigt. Erbaut wurde das monumentale Memorial 1988 anlässlich des 30. Jahrestags von Che Guevaras entscheidendem Sieg über die Batista-Truppen am 31.12. 1958 in dieser Stadt. Auch der damals von ihm gestürmte gepanzerte Zug, der Tren Blindado, ist Gedenkstätte und unweit schmückt eine Che-Skulptur seine damalige Kommandatur.
So vertrieben wir uns den Nachmittag in einigen interessanten Museen und am Ende auf der ‚Einkaufsmeile‘ Santa Clara`s, wenn man das so bezeichnen kann. 🙂
Langsam ging es dem Ende der Reise immer mehr entgegen und ich glaube, jeder von uns freute sich doch wieder auf die Heimat und ein bisschen Weihnachten in Familie !
Die letzten 2 Etappen waren noch einmal sehr lang, heute mit 111km die Zweitlängste der Tour. Doch der Wind war auf unserer Seite und da keine Berge vor uns lagen, flogen wir regelrecht bis Banos des Elguea. 🙂
Das Klima macht das dort gebaute 2-Sterne-Hotel zu einem exzellenten Ort um den Urlaub mit einem Wellnessangebot zu verbinden. Die entscheidende Eigenheit des Elguea sind dabei seine Gewässer, die angeblich sehr mineralhaltig sind und zur allgemeinen Gesundheit und Lebensqualität beitragen. Das Elguea Wasser ist hypermineralisiert, was bedeutet, dass es hohe Bestandteile an Chlor, Natrium und Bromsalz und geringe Bestandteile an Radon und Sulfiden besitzen.
Die Durchschnittstemperatur des Wassers liegt bei 45°C und fließt mit einer Geschwindigkeit von 25 Litern in der Sekunde. Aufgrund all dieser Eigenschaften sind diese Gewässer zur Entspannung, Revitalisierung, Stressbekämpfung und für die Fitness geeignet, sollen bei Übergewicht sowie Atem- und Kreislaufbeschwerden und neurologischen Problemen helfen.
Hmmm…Als wir dort ankamen, waren diese Möglichkeiten nicht wirklich gegeben, da alles geschlossen hatte und wir fast die einzigsten Gäste waren. Lag wahrscheinlich auch an ein paar kleinen, gemeinen Tierchen, die uns überall auf der Haut bissen. Ganz schön gemein und dabei soll man nun entspannen ! 🙂
Aber bei Übergewicht hilft ein Aufenthalt in diesem Nirgendwo ganz bestimmt, denn das Essen war weniger als erwähnenswert und verursacht bei so Manchem bestimmt Magenverstimmung und Durchfall. 😉
Also schnell wieder weg von hier und zurück ins 100km entfernte Varadero, um das Meer noch ein letztes Mal zu genießen. Mit viel Vorfreude auf daheim und auf all meine Lieben vergingen die letzten Stunden doch sehr schnell und bei unserem Glück durften Helmut und ich auf dem Heimflug die Premium Economy genießen. Keine Ahnung, warum ? Aber mehr Platz, um wieder etliche Stunden zusammengeknautscht zu verbringen, ist immer gut. 😉
Dafür kamen Anke und Bernd, die einen Tag nach uns abflogen, verspätet daheim an, da ihr Flug kurzfristig gecancelt wurde. Doch wir sind alle wieder gut daheim gelandet im schneebedeckten Deutschland und bei 0°C. Wenn das mal keine Begrüßung ist !
Fazit: Der deutschen Reisegruppe ist es erfolgreich gelungen, ihren kubanischen Guide durch Kuba zu leiten und ihn sicher und heil wieder in Varadero, am Ausgangspunkt und Zielort der Reise, abzuliefern !!! 😉
Anders kann ich es wirklich nicht ausdrücken ! Es war ein schöner, erholsamer Urlaub aufgrund der uns jeden Tag begleitenden Sonne und einem tollen kleinen Team, doch die extrem schlechte Reiseleitung durch Profil Cuba Reisen hat es uns nicht ermöglicht, detailliertere Informationen über die Städte, das Leben auf Kuba und die Kubaner selbst zu erfahren. SCHADE !!!
Andererseits hat mir die Reise gezeigt, dass ich das nächste Mal wieder in die Berge muss ! Im neuen Jahr wartet der 7000er auf mich. Ich spür schon das Kribbeln und die Lust darauf in mir allein beim Gedanken daran ! 😉
Liebe Anke, lieber Bernd und lieber Helmut !
Es war schön, Euch kennenzulernen, mit Euch zu lachen und Kuba per Radl mit Euch zu erleben !
Eure Ulrike
😉