19 Nov 2014, 2:42pm
Nepal
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Mera Peak 6461m – ein Ausblick auf das Dach der Welt

Das schönste in den Bergen ist für mich die Ruhe und dieses langsame Wandern, seinen Gedanken freien Lauf lassen zu können…einfach genießen können, ohne Streß und (fast) ohne Medien der heutigen schnelllebigen Zeit.

Als „Tiefland-Pflänzchen“ bin ich mit Sicherheit kein 8000er Aspirant, aber diesen Bergriesen einmal gegenüber zu stehen, um ihre Faszination wirklich verstehen zu können, das war das Ziel meiner Reise ins Khumbu-Himal Gebiet in Nepal.

Mit viel Vorfreude und auch einer allmählichen Müdigkeit vom Wochenalltag wollte ich am 18.10.14 pünktlich 13.11Uhr mit dem Zug nach Frankfurt zum Flughafen fahren. Doch die Herausforderungen bei meinen Reisen beginnen ja immer schon am Anfang. Diesmal mit einem 50stündigen Bahnstreik bei dem überhaupt nichts ging. 🙂

Na schön ! Und jetzt ? Wie gut, dass meine Eltern an diesem Samstag noch ein paar freie Spitzen für ihr Töchterchen hatten und mich bei strahlendem Sonnenschein nach Frankfurt fuhren.

ICH DANKE EUCH BEIDEN, DASS IHR IMMER FÜR MICH DA SEID !!!

Michaela, die ich im letzten Jahr auf der Pik Lenin Tour kennengelernt habe und die für mich eine liebe Freundin geworden ist, wartete schon am Flughafen. Dieses Mal sollte es von Anfang bis zum Ende ein gemeinsamer Trekkingurlaub werden.

Gegen 21 Uhr flogen wir mit Air India nach Delhi und dann noch 1,5h bis in die Hauptstadt Kathmandu. Ich kann Euch sagen,dass ist dort ein Gewusel und Gedrängel, vor allem im Strassenverkehr…ein Gehupe von allen Seiten und doch fahren sie ja irgendwie mit Vorsicht, da es selten Zusammenstöße gibt.

Und doch war ich froh, als wir im Hotel Tibet ankamen. Die An-und Abreise sind doch immer mit am anstrengendsten und man freut sich auf eine schöne warme Dusche und darauf, einfach nur ins Bett zu fallen. 🙂

Ursprünglich war am ersten Tag eine Stadtbesichtigung in Kathmandu geplant, aber da unser Inlandsflug ungewiss war, ging es gleich nach einer Nacht im Jeep Richtung Phaplu, unserem Ausgangspunkt für den Trek. Zusammen mit Michaela, Petra und Thomas aus der Schweiz, unserem Guide Dawa Rita und unseren 2 Trägern fuhren wir fast 11 Stunden durch die Prärie…das sind größtenteils keine Strassen (in unserem Verständnis), sondern eher Schotterwege und reinste Buckelpisten, teilweise durch kleine Dörfer ganz nah entlang an der Hauswand. Ein Erlebnis, das wahrscheinlich mehr Eindrücke hinterlässt als es der Flug getan hätte. 🙂

Nach einer Nacht in einer Lodge weckte uns ein schöner Sonnenaufgang und nach dem Frühstück lagen nochmal etwa 2 Stunden Fahrt vor uns bevor wir endlich in Phaplu ankamen, unsere Rucksäcke noch mit Wasserflaschen ausstatteten und endlich ging es hier auf ca.2400m Höhe zu Fuß los.

Ganz gemütlich mit kleineren An- und Abstiegen kamen wir zuerst nach Ringmo, einem kleinen traditionellen Dorf in der Dolpa Region mit etwa 200 Einwohnern, die hauptsächlich vom Handel, Yak Zucht und dem Tourismus leben. In der Sherpa Lodge gab es erst einmal ein leckeres Mittagessen. Zum Glück kamen wir dort gerade noch rechtzeitig an bevor es anfing zu regnen.

Bis zu unserem heutigen Etappenziel waren es noch etwa 2 Stunden. Über den Taksindu Pass 3031m, auf dem nun die Wolken immer mehr zuzogen, erreichten wir am frühen Abend die Mountain Lodge im Ort Taksindu im Solukhumbu Gebiet. Wir bauten unsere Zelte auf und genossen beim Abendessen die Wärme in der Küche des Hauses.Diese Lodge wird von der Schwester des dort sehr bekannten Babu Chiri Sherpas betrieben. Dieser war 10 Mal auf dem Mount Everest und hält 2 Weltrekorde…zum einen verbrachte er 21h ohne künstlichen Sauerstoff auf dem Gipfel und zum anderen schaffte er es einmal in 16h56min bis hinauf. Leider starb er beim 11.Versuch im Jahr 2001 in der Nähe vom Camp II. Als er ein Foto machen wollte, ging er ein paar Schritte rückwärts und stürzte dabei in eine Gletscherspalte.

Auch ihm ist es zu verdanken, dass es in Taksindu eine Schule gibt. Dies ist ein Kloster indem 8 bis 16jährige hauptsächlich die buddhistische Religion, Englisch und Mathematik lernen.

Gegen 21Uhr verkrochen wir uns in die Schlafsäcke, unsere erste Nacht im Zelt. Gemütlich ! 🙂

Nach 9h Schlaf weckte uns Dawa Rita mit einem schönen, warmen Tee und sogar die ersten Sonnenstrahlen schienen auf unsere Zelte, so dass das Aufstehen gar nicht so schwer fiel. 🙂

Porridge und 2 gekochte Eier zum Frühstück stärkten uns für den Tag.

Bei sehr angenehmen Temperaturen ging es erst einmal hinab bis zu einer Hängebrücke, die den Dudhkoshi überquert. Dies ist ein Fluss im Himalaya im östlichen Nepal, der die Khumbu-Region unterhalb des Mt. Everest entwässert.

Immer wieder durch kleine Dörfer, in denen man die Einheimischen bei ihrer täglichen Arbeit beobachten konnte, genossen wir die Landschaft und die Bergwelt. In der Gorkhali Lodge in einem regelrechten Blütenmeer ließen wir uns beim Mittagessen die Sonne ins Gesicht scheinen.

Kharikhola, unser Tagesziel, lag noch etwas entfernt und überraschte uns dann doch sehr mit seiner Weitläufigkeit und all diesen Terrassen auf denen die Einheimischen ihre Produkte anbauen. Dawa Rita, unser Guide, der hier aufgewachsen ist, zeigte uns ein Stück seiner Heimat auf seine Art und Weise. Geplant war eigentlich, dass wir unsere Zelte an seinem Haus aufschlagen, doch leider war seine Frau noch nicht vom Markt zurück, so dass wir nichts zum Essen hätten kochen können. Nach einigem Hin und Her liefen wir dann noch etwa 2 km weiter zu seiner Schwester wo wir aßen und unser Nachtlager aufschlugen.

Wenn man teilweise sieht unter welchen Bedingungen die Menschen in Nepal auf dem Land leben, glaubt man kaum, dass sie sich wirklich wohl fühlen. Und doch hat man nie den Eindruck, dass sie unglücklich sind. Im Grunde sind wir mit unserem materiellen Luxus schon so verwöhnt…um glücklich zu sein, braucht es so wenig !!!

Bereits das Abendessen am Vortag stand unter dem Zeichen der Brennnessel…einmal als Suppe und danach als Füllung in den typisch nepalesischen Teigtaschen, den sog.’Momos‘. Sehr lecker und echt scharf ! 🙂

Und genau das wartete jetzt auch zum Frühstück auf uns: ein Brennnesselomelett. Die Nepalesen essen ja generell ganz schön scharf und wenn ich das Gefühl hatte, mir brennt es fast die Speiseröhre weg, da nehmen die sich noch zusätzlich eine Chilischote. Naja, so gelangen wenigstens keine Keime in den Körper bzw.werden sie dadurch bestimmt abgetötet. 🙂

Heute war es ziemlich entspannt. Nach einem relativ kurzen Steilstück erreichten wir das Namdroling Kloster, in dem unser Guide, Dawa Rita, 8 Jahre seines Lebens verbrachte und alles über die buddhistische Religion lernte. Seit 2004 jedoch, dem Tod von Lama Dorij Sherpa, ist diese Gemeinschaft und somit auch das Haus allmählich verfallen und nur dem Einsatz der umliegenden Bewohner ist es zu verdanken, dieses Kloster vor dem ‚Aus‘  zu schützen.

Bei angenehmen Temperaturen legten wir immer wieder eine kleine Teepause ein und erfreuten uns einfach an der vielfältigen Pflanzen- und Bergwelt bis wir am frühen Nachmittag unser Ziel Pangongma auf ca.2900m Höhe erreichten. So blieb uns genug Zeit, zum Ausruhen, Lesen oder auch, um ein wenig die Umgebung zu erkunden.

Die Nacht war richtig warm, da war sogar schon der Daunenschlafsack zu viel beim Schlafen. Dafür kostet es dann nicht so viel Überwindung nach draussen zu krabbeln, wenn man mal auf  ‚Toilette‘ muss. Herrlich unter diesem Sternenhimmel. 🙂

6.30Uhr wieder raus aus den Federn und bei selbstgemachtem Fladenbrot mit Honig und Marmelade ging der Tag doch gleich richtig schön süß los.

Frisch gestärkt mussten wir heute erst einmal steil bergab bevor es danach wieder steil bergauf ging. Noch immer führen die Wege durch ein Meer von Rhododendronbüschen, vorbei an kleinen einheimischen Hütten…und Eindrücken, die einem oft bewusst machen unter welch kargen Verhältnissen viele Nepalesen aufwachsen und leben.

Und doch wie schon mal erwähnt, sieht man vor allem die Kinder immer lachen. Etwas Witziges erlebten wir am Ziel dieser Etappe: ein kleiner Junge stand da, lachte uns an und währenddessen zog er seine Hose runter und pullerte einfach drauf los. Was für eine Begrüßung ! 🙂

Zu unseren Zelten gesellte sich am Abend noch eine Gruppe Engländer, in der anscheinend jeder darum bemüht war, stets sauber zu sein und gut zu riechen. Denn jedes Mal, wenn wir sie auf dem Mera Peak Trek trafen, standen sie halb nackt in der Gegend rum mit einer Schüssel Wasser. Die wussten anscheinend nicht, dass es viel besser vor Erkältung schützt, wenn der Dreck einfach die ganzen Tage auf der Haut bleibt. 🙂

Mit einem schönen Abendessen und netten Gesprächen mit einem Schweden und 2 anderen Deutschen, die 1 Jahr auf Weltreise sind, ging ein gemütlicher Abend gegen 21 Uhr zu Ende.

Bei Sonne, aber doch bereits vielen Wolken wanderten wir nun den 5.Tag dem Mera Peak entgegen. Immer bergauf bis auf etwa 3550m Höhe erreichten wir am Nachmittag Cholem Kharka. Hier wird gerade eine Lodge gebaut…ein Arbeiter zerklopft große Steine in Bruchstücke, die nächsten tragen diese weiter…man sieht unter einem Zeltdach wie Holzbalken zurechtgehobelt werden während auf dem bisher gemauerten Haus wiederum andere Arbeiter ohne Sicherung die Balken miteinander verbinden…manches ganz schön waghalsig ! Aber es sieht gut aus !

Wenn wir früh genug im Camp waren, so wie auch heute, genossen wir einfach die Ruhe und den Ausblick auf die Berge.

Michaela, die leider schon nach den ersten Tagen mit einer Erkältung zu kämpfen hatte, wurde am Abend von Dawa Rita mit einem altbewährten Hausmittel versorgt: eine heisse Schüssel Wasser, darin aufgelöster Tiger Balsam und dann schön den Kopf, mit einem Tuch bedeckt, drüber hängen und inhalieren ! Das fand ich so lustig, weil Michaela förmlich aus allen Poren dampfte !!! 🙂

Mitten in der Nacht wachte ich auf, denn irgendetwas klopfte auf unser Zelt…hmmm…es wird doch wohl nicht…oh, doch es schneite und als wir am Morgen aus unseren Schlafsäcken krochen, war alles um uns herum mit einem Hauch von Schnee bedeckt. Ja, so schnell kann sich die Wetterlage in den Bergen verändern.

Und genau so gestaltete sich auch unserer Tag: ein steiler Aufstieg im Schnee über 2 Pässe und bei leider wolkenverhangenem Himmel war kaum eine Sicht über 50m hinweg möglich. Schade ! Dafür erlebten wir mit Dawa Rita am Hinku-Pass auf 4400m ein schönes Ritual. Er sang die Zeilen, die auf den Gebetsfahnen stehen und dann warfen wir alle 5 diese Gebetsblätter in die Höhe als Glücksbringer und dem Wunsch nach einem langen, gesunden Leben.

Die Gebetsfahnen haben einen rechteckigen Schnitt mit der Farbenabfolge Blau-Weiß-Rot-Grün-Gelb. Der Grund für die fünf Farben einer Gebetsfahne ist die besondere Bedeutung der Zahl fünf im Buddhismus. Die Zahl symbolisiert das Zentrum plus die vier Himmelsrichtungen. Alle Farben einer Gebetsfahnen symbolisieren außerdem bestimmte Elemente:

  • Das Blau steht für den Himmel
  • Das Weiß steht für die Wolken und Reinheit
  • Das Rot steht für das Feuer
  • Das Grün steht für das Wasser
  • Das Gelb für die Erde

Ich empfand die Art und Weise unseres Guides, wie er sich um uns gekümmert hat, sehr schön. Er war immer bestrebt, dass es uns gut ging.

An diesem grauen Tag waren wir aber dann auch froh, das Lager im Hinku Khola Tal auf 4200m zu erreichen, um uns im Schlafsack bzw.dann beim Abendessen in der Lodge am Ofen aufzuwärmen. Und es schneite zum Abend hin unaufhörlich bis in die Nacht hinein. Insgeheim hoffte ich doch sehr, dass am nächsten Morgen ganz schnell die Sonne ihren Weg zu uns findet.

Einmal musste ich nachts doch mal aus dem Zelt. Es war sternenklar und die Berge um uns wurden vom Mond angeleuchtet. Immer wieder eine tolle Atmosphäre und wenn es nicht so kalt wäre, könnte ich mir das ewig anschauen.

Und am Morgen war endlich die Sonne zurück. Da unsere Zelte in einem kleinen Tal lagen, dauerte es natürlich bis die Wärme zu uns kam. Ich wollte nur ganz schnell frühstücken und dann endlich losgehen, um über einen kleinen Höhenweg raus aus dem Schatten zu kommen, denn trotz Handschuhe musste ich doch öfter meine Hände mit meiner Atemluft erwärmen.

Und dann war es soweit…Sonne im Gesicht… Herrlich ! Und auf einem kleinen Pass lag ein regelrechtes Wolkenmeer vor uns. Hätte man sich glatt reinlegen wollen, so kuschlig sah es aus. 🙂

Bevor wir auf der anderen Seite wieder steil ins Hinku Khola Tal abstiegen, knirschte noch eine ganze Weile der Schnee unter unseren Schuhen.

Schließlich nahmen auf unserem Weg wieder schöne Rhododendronbüsche ihren Platz ein und weil die warmen Temperaturen den Schnee teilweise tauen ließen, war abwärts alles schön schlammig. Wie sollte es dann auch anders sein, rutschte ich einmal fast in einen Spagat hinein und schon war meine Hose dreckig und nass. 🙁 Zum Glück war nichts gerissen ! 🙂

Im Tal angekommen führt dann der Weg in einem kleinen Auf und Ab durch duftende Pinien- und Tannenwälder bis in das kleine Dorf Kothe auf ca.3540m. An diesem Punkt im Makalu-Barun National Park tritt man mit der Trekking Permit in eine noch viel atemberaubendere Bergwelt ein.

Nach dem Zeltaufbau und gemütlichen Stunden am Feuer in der Sherpa Lodge verkrochen wir uns gegen 20Uhr in die Schlafsäcke.

Nach einer lauen Nacht stiegen wir langsam das Tal nach Norden hinauf, passierten eine kleine Alm und kamen dann an ein kleines Kloster direkt unter einem riesigen Steinverschlag. Mit Dawa Rita erlebten wir auch hier wieder einen Augenblick der Besinnung und Dankbarkeit für das Leben !

Relativ zeitig am Mittag und bei schönem Wetter erreichten wir gegen Mittag am Ende des Hochtals die Lodges der Alm Tagnag (ca.4300m), die schon einer kleinen Siedlung gleicht. Die Bergkulisse wird hier wirklich immer faszinierender und man glaubt gar nicht, wie nah einem diese Eisriesen bereits sind. 🙂

Für mich war es so schön, durch diese Welt zu wandern und den ganzen Tag in der Natur zu verbringen und die Sonne trug natürlich enorm dazu bei.

Nach dem Frühstück mit leckerem Porridge ging es weiter langsam bergauf vorbei am ruhig gelegenen Sabai-See und dem Dig-Gletscher durch eine schöne Moränenlandschaft bis nach Khare, einer größeren Siedlung unmittelbar am Eisriesen Mera Peak.

Ihr glaubt gar nicht, wie groß die Anspannung langsam wurde. Nach meinem verletzungsbedingten Abbruch im letzten Jahr am Pik Lenin wollte ich unbedingt, dass dieses Mal alles funktioniert !!!

Vom Lager Khare unternahmen wir heute eine Akklimatisationstour zum 5400m hohen Mera La Pass. Über Geröll und große Blöcke kamen wir in die schneebedeckte Region, die steil nach oben zur Gletscherzunge des Mera-Gletschers führte. Auf dem fast spaltenfreien Gletscher gelangten wir bei strahlendem Sonnenschein zum Pass und der Ausblick von dort auf die Aufstiegsroute und zum Gipfel sind einfach atemberaubend schön !!!

Nach einer ausgiebigen Genießerpause und ganz vielen Fotos ging es auf der gleichen Route zurück nach Khare.

Dort trainierten wir am Nachmittag noch einmal wie wir uns gegenseitig sichern und am Gipfel das letzte Steilstück mit der Steigklemme bewältigen.

Dann hieß es Sachen packen für das Hochlager und den Gipfeltag und nach dem Abendessen konnte ich gar nicht recht einschlafen vor Aufregung…so viele Gedanken, die einem durch den Kopf gehen…

Frühstücken, noch schnell ein Foto von uns 4 mit unserem Guide Dawa Rita und dann liefen wir den gleichen Weg wie am Vortag zum Mera La Pass und dann weiter mit Steigeisen auf der Aufstiegsroute entlang zum Höhenlager auf 5800m Höhe. Das Wetter stimmte, wir fühlten uns alle gut und jeder lief in seinem Tempo nach oben zum Lager. Immer wieder kamen uns Gipfelstürmer entgegen und wünschten uns viel Glück. 🙂

Ich genoss den Aufstieg in der Sonne und war froh, dass alles so optimal verlief. Manchmal dachte ich: „Morgen ist es soweit. Wir könnten das schaffen und wirklich auf dem Mera Peak stehen! Lass alles gut gehen !“

Im Hochlager war Dawa Rita bereits damit beschäftigt unsere Zelte auf einer Felsinsel mitten im Gletscher aufzubauen. Und kurz nach unserem Eintreffen bekamen wir schon einen heißen Tee. 🙂

Das Wetter war einfach traumhaft. Bis in den Sonnenuntergang hinein schauten wir zu all den umliegenden Bergriesen.

An diesem Abend verschwanden wir schon gegen 18Uhr in unseren Zelten, da wir ja mitten in der Nacht für den Endspurt zum Gipfel fit sein mussten. Doch ich glaube, keiner von uns, außer Dawa Rita :-), schliefen wirklich tief und fest. Irgendwann war ich wieder wach und dachte immer nur, dass es doch jetzt schon 3Uhr sein muss, damit wir endlich aufstehen und loslaufen können. 🙂

Und dann war es soweit !

Etwa gegen halb 3 Uhr morgens weckte uns Dawa Rita mit heißem Tee und etwas warmen Brei. Dann packte sich jeder von uns im Zwiebelschalenprinzip in seine warmen Klamotten, Expeditionsschuhe an, daran die Steigeisen, Mütze auf und Stirnlampe an. In unserer 5er Seilschaft (Dawa Rita – Petra – Michaela – ich – Thomas) stiegen wir die teilweise steil geneigten Firnhänge aufwärts. Es war eine sternenklare Nacht, doch immer wieder blies uns der Wind ganz schön heftig um die Nase, so dass wir öfter Pausen einlegen mussten und uns sogar ab und zu einen Augenblick hinknieten und unsere Gesichter tief in der Kaputze unserer Jacken versteckten.

Endlich ging auch die Sonne auf und schenkte uns ein bisschen Wärme für den weiteren Weg nach oben. Vom Hochlager aus dachte ich gar nicht, dass sich der Anstieg so zieht und kurz unter dem Gipfel befindet sich auch noch eine 30-40m lange steile Firnstufe, die vereist und schwer gangbar ist. So mussten wir die letzten Höhenmeter noch einmal all unsere Kräfte mobilisieren und uns mit Hilfe des Eispickels nach oben arbeiten.

Aber dann hatten wir es alle 5 geschafft.

WIR STANDEN AUF DEM GIPFEL DES MERA PEAK !!! Unglaublich !

Mir liefen ein paar Tränen über die Wangen und in meinen Gedanken waren sofort meine Eltern. Ich hab Euch so lieb und ich bin diesen Weg mit Euch gegangen ! Ich war so glücklich, dass ich das Foto meiner Eltern mit dem Mount Everest im Hintergrund fotografieren konnte. Ich weiß, dass ihr sehr gerne noch einmal in diese Bergwelt eingetaucht wärt und in diesem Augenblick seid ihr das mit mir !!!

Die Luft war zwar eiskalt, aber glasklar…wir hatten einen atemberaubenden Blick auf 5 der 14 Achttausender … Cho Oyu, Lhotse, Makalu, Mt.Everest und Kangchendzönga.

Unter ihnen lagen mächtige Gletscher, viele, niedrigere Berge mit dem Blick bis in endlose Täler hinein.

Bilder können solche Momente kaum wiedergeben und selbst Emotionen in Worte zu fassen, ist unmöglich. Man muss es einfach selbst erlebt haben, erst dann weiß man, wieviel Kraft man doch in seinem Leben aufbringen kann, um seine Ziele zu erreichen.

Das sind einfach unbeschreibliche Glücksgefühle !!! 🙂

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast und vielen Fotos vor diesem Eisriesen ging es über die Aufstiegsroute wieder hinab ins Hochlager…5h brauchten wir nach oben und vielleicht 1h wieder nach unten… 🙂

Ich hätte nie gedacht, dass doch so viel Anspannung in mir lag, denn nach diesem Erlebnis wurde jeder Schritt durch den Himalaya für uns leichter und noch viel unbeschwerter als zuvor.

Am Abend gab es einen leckeren Gipfelkuchen und danach fielen wir glücklich, aber auch völlig erschöpft in unsere Schlafsäcke.

Innerhalb der 3 Tage auf unserem Rückweg nach Lukla fotografierten wir noch einmal wie die ‚Weltmeister‘ und sogen all die einzigartigen Bilder, die wir in vielen kleineren Pausen genossen, in uns auf.

Am letzten Abend mit unserem ganzen Team aßen wir alle gemeinsam, lachten und tanzten sogar zusammen. Es war ein, wenn man das so sagen kann, „schöner Abschied“ !

Und nach einem aufregenden Rückflug von Lukla, einem der 10gefährlichsten Flughäfen der Welt, nach Kathmandu hatten wir auch dort noch 2 Tage Zeit, um uns einen kleinen Eindruck dieser Großstadt zu verschaffen.

Ich geb zu, dass mir das nach diesen vielen Tagen der Ruhe und ‚Einsamkeit‘ gleich wieder zu viel Trubel und Hektik war, so dass ich mir lieber ein wenig mehr Zeit zur Entspannung in der Badewanne nahm. So war ich pünktlich zum Heimflug wieder porentief rein ! 🙂

Ich bin sehr dankbar für dieses Erlebnis mit diesem Team !!!