Kuba – eine eigene Welt unter der karibischen Sonne !
Nach all meinen Bergabenteuern in dieser Welt dachte ich mir, gönne ich meinen Füßen eine kleine Pause und beweg mich in meinem Urlaub mal radln’t fort. Zumal ich dieses Jahr wieder nicht verschont wurde und mir ein kleiner Haarriss im linken Mittelfuß 4 Wochen Gips einbrachte und das auch noch mitten im Sommer. 🙂
Somit hatte ich viel Zeit mein nächstes Reiseziel zu suchen und schließlich landete ich auf Kuba. 1200km in 3 Wochen mit dem Fahrrad durch Zentralkuba – die perfekte Herausforderung für mich und eine ideale Gelegenheit dem tristen Novemberwetter in Deutschland zu entfliehen. Obwohl die erste Aufgabe darin bestand, meine liebe Chefin zu überzeugen, dass ich trotz meiner längeren Verletzungsabstinenz noch soviel Urlaub verdient habe. Zum Glück ist sie ein bisschen so wie ich und kann mein Fernweh nachvollziehen. DANKE ! 🙂
Am 17.November traf ich nach 4h Zugfahrt mit dem ICE von Leipzig nach Frankfurt meine 3 Mitstreiter am Flughafen. Bissl aufgeregt war ich schon, da ich Keinen von Ihnen kannte und wie sich im Nachhinein herausstellte, dachte Helmut genau das Gleiche wie ich als wir uns sahen: „Na, das kann ja was werden !“ 🙂 Junger Hüpfer aus Sachsen und älterer Herr aus Hannover kombiniert mit einem reiselustigen Pärchen aus Neubrandenburg.
Nach über 11h zusammengeknautscht im Condorflieger war ich froh, als wir endlich in Varadero landeten und ich meine Beine wieder richtig bewegen und vor allem spüren konnte. Mit 6 Stunden Zeitverschiebung begrüßte uns gegen 21Uhr das nette weibliche Bodenpersonal in Minirock und Netzstrumpfhosen. Entweder es liegt an den heißen Temperaturen auf Kuba oder vielleicht daran, dass die meisten kubanischen Frauen einen knackigen Po haben. Dies wäre ein Grund warum ich dorthin passe und wegen meinem Hüftschwung. 🙂
Da unser ursprünglich geplanter Reiseleiter ausfiel, wartete nun der kubanische Guide Everth mit einem Oldtimer am Flughafen auf uns. Hmmm…stellte sich nur die Frage, wie damit 4 Personen und 4 Fahrräder zum Hotel transportiert werden sollten. Nach einigen Umpackmanövern wurden die 2 geliehenen Räder von Helmut und mir auf dem Dach eines Taxis auf provisorischen Holzleisten festgeschnallt und endlich ging es los.
Kurz nach Mitternacht lag ich endlich im Bett und freute mich auf einen schönen, sonnigen Urlaub !
Am ersten Morgen lagen schon über 100km vor uns und das all inclusive Frühstück mit Toast und Ei motivierte uns für diesen Tag natürlich optimal. Ich kann Euch jetzt schon verraten, dass mein körperlicher Eiweißbedarf seit dieser Reise für die nächsten Jahre gedeckt ist. 🙂
Unsere 1.Etappe führte uns von Varadero, seit den 50ern eher Touristenhochburg auf Kosten früherer kultureller Traditionen Kubas, zur Laguna del Tesoro, einer 9 km 2 großen Süßwasserfläche, in dem sich Forellen, Karpfen und manjuarís (Kubanische Knochenhechte) tummeln. Mittendrin befindet sich das Hotel Guama, welches nur per Boot zu erreichen ist und aus Hütten besteht, die auf Stelzen erbaut wurden und über Holzstege bzw.Brücken miteinander verbunden sind. Natur pur.
Doch bevor wir dort ankamen, lag ein Tag mit vielen, unverhofften Überraschungen vor uns. 🙂 Die ersten km auf der Carretera Nacional glichen eher einer Fahrt auf der Autobahn und nach dem ersten größeren Ort Cardenas verpassten wir den richtigen Abzweig unserer geplanten Route. Schließlich wußte nicht einmal unser Reiseleiter wo es lang geht, wie auch wenn ‚Mann‘ nicht mal eine Karte dabei hat. Das ist ne Vorbereitung eines Reisebüros, ich kann Euch sagen… Am Anfang mag dies ja noch witzig sein und zum Glück hatten wir vier die geplanten Routen dabei und vor allem Anke, die uns mit ihren Spanischkenntnissen durch so manches einsame Dorf führte. 🙂 Aber wenn man dann an einer Kreuzung steht mitten im Nirgendwo und kein Mensch weit und breit wird es eher schwierig ohne einen erfahrenen Guide. Mit ein paar Umwegen waren wir pünktlich zum abendlichen Moskitoerwachen auf dem Boot. 🙂 Trotz Einsprühen und langen Klamotten haben die mich ganz schön oft ‚gebissen‘! Da muss irgendetwas Süsses in meinem Blut sein.
Nach einer heißen Dusche, einem gemütlichen Abendessen und ein paar belästigenden Annäherungsversuchen eines Kubaners war ich froh, mich in mein Bett verkrümmeln und schlafen zu können. Am folgenden Tag durften wir erst einmal auf Kuba ankommen und uns von der Anreise und den ersten 118km auf dem Rad in der Villa Guama erholen. Da ich ein Frühaufsteher bin, habe ich die Zeit vor dem Frühstück dafür genutzt, den Sonnenaufgang zu genießen und ein bisschen dieses Territorium zu erkunden. Drei Wochen raus aus dem tristen Wetter in Deutschland und dafür Sonne pur auf Kuba. HERRLICH und so schön WARM !!! 🙂
So viele Möglichkeiten, sich in diesem Areal die Zeit zu vertreiben, gibt es nicht. So blieb uns nur ein kleines indianisches Dorf, das von einer französischen Künstlerin einem echten Taino Dorf nachgebaut wurde. Allerdings gibt es dort nur ein paar Hütten und Skulpturen vom Leben der Indianer (u.a. Ballspiel, Töpfern, Handwerk, Jagen). Der Legende nach versenkte der gegen die Spanier kämpfende Indianerhäuptling Guamá seine Kostbarkeiten in dieser „Schatzlagune“.
Den Rest des Tages haben wir uns in der Sonne am Pool getummelt und gelesen.
Die meisten Abende verkroch sich jeder gegen 22Uhr ins Bett, um fit zu sein und auszuschlafen, denn oft klingelte schon gegen 7Uhr der Wecker – die optimale Nachtruhe für mich ! 🙂
Mit dem Boot zurück auf`s ‚Festland‘ besuchten wir die größte Krokodilfarm Kubas. Naja, meiner Meinung nach nicht sehr spektakulär und äußerst fragwürdig, wenn man sich ein kleines Cocodrilo mit zusammengebundener Schnauze über die Schultern legen kann, nur um sich ganz mutig auf einem Foto zu zeigen.
Nach dem Auffüllen unserer Wasservorräte radelten wir 44km an der Küste entlang nach Playa Giron, einem kleinen Ort an der Südküste Kubas in der Schweinebucht, in der 1961 die aus Exil-Cubanern und US-Söldnern bestehende Invasionsarmee landete und von den Revolutionstruppen innerhalb von 3 Tagen vernichtend geschlagen wurde.
Am Nachmittag durften wir uns das erste Mal ins Meer stürzen und ich nutzte die Zeit, um mit einem Kubaner schnorcheln zu gehen. Hinter einer zur Sicherheit errichteten Sperrmauer zeigte er mir eine wunderschöne, bunte Unterwasserwelt, aber ich muss sagen, auch Schnorcheln will gelernt sein. 🙂 Nach über 1h tauchten wir wieder auf und wie ein ‚kleiner Affe‘ kletterte Alexander für mich noch eine Palme hinauf, um mir eine Kokosnuss herunterzuschlagen. Lecker und gar nicht so süss wie ich dachte – die Kokosmilch meine ich ! 😉
Nach 9h Schlaf, einem leckeren Omelett und einem schwarzen Tee fuhren wir heute etwas landeinwärts. Zu Beginn jeder Etappe legten wir immer einen Treffpunkt fest, so dass jeder sein eigenes Tempo fahren und für ein Päuschen oder ein paar Fotos anhalten konnte wann er wollte. Unterwegs erlebt man immer wieder den Alltag der Kubaner auf den Dörfern: sie trocknen Mais auf den Strassen, pflügen ihre Felder mit Ochsengespann und bestellen ihr Land, um ihre Erträge zu verkaufen und sich selbst davon zu ernähren.
Zum Mittagessen hatten wir am 4.Tag das erste Mal die Möglichkeit, eine Pizza, die die Einheimischen für 5 kubanische Peso CUP verkaufen, zu essen. LECKER ! Und das bei einem Umtausch von 25 CUP für 1 Euro, da wist ihr wie lange man sparen muss, um überhaupt zu existieren. Everth, unser Guide, hat einmal zu mir gesagt: „Auf Kuba leben die Menschen, um zu überleben!“
Es gibt noch Peso convertible CUC, für den Gebrauch von Touristen und um sog. ‚Luxusgüter‘ zu erwerben. Dabei bekommt man für 1 Euro etwa 1,3 CUC.
Frisch gestärkt kamen wir gegen 14Uhr nach 92km in Cienfuegos an, eine der schönsten Städte Cubas und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Hier sollten wir in Privatunterkünften nächtigen. Nachdem Anke und Bernd ‚versorgt‘ waren, fuhr Everth mit Helmut und mir ein paar Strassen weiter. Doch so wirklich einverstanden waren wir damit nicht, denn unsere Fahrräder eine schmale Stiege hinauf zu tragen, um 2 Nächte in einem kleinen, dunklen Kabüffchen zu schlafen und dass noch in einer nicht gerade vertrauenswürdigen Gegend…Hmmm! Bei Everth machten sich sofort die Schweißperlen breit, denn er war auf dieser Reise restlos überfordert und dann auch noch unsere Extrawünsche. Aber da mußte er durch und nach einigem Warten, endlosen Verständigungsproblemen und einem Lachen, dass ich leider nicht unterdrücken konnte, bekamen wir schließlich doch noch etwas Gemütlicheres. 😉
Zum Abendessen trafen wir uns bei Helmut’s `Familie´, die ganz leckeren Fisch mit Reis für uns zubereitete und im Gespräch fanden wir Witzigerweise auch noch heraus, dass der Bruder der Gastmutti 🙂 in Merseburg lebt und in Leuna arbeitet. Gleich bei mir um die Ecke ! Lustig ! 😉
Wieder lag ein Ruhetag vor uns, den der radlfreudige Bernd damit verbrachte, schon mal ein Stück die nächste Strecke zu erkunden. Anke, Helmut und ich versuchten ein wenig Cienfuegos per Fuß kennenzulernen. Diese Stadt liegt an der drittgrößten Bucht Kubas, der Bahia de Cienfuegos und wird aufgrund ihrer Attraktivität La Perla del Sur genannt.
Leider kann ich Euch über diesen Ort gar nicht so viel erzählen, denn unseren Reiseleiter konnten wir nicht auffinden. Er hätte uns wahrscheinlich sowieso keine Informationen geben können, da er selbst noch nie da war, geschweige denn, dass er sich im Vorfeld mal gescheit auf diese Tour vorbereitet hätte. Das war echt nervig ! Wäre er so gut in seinem Job wie er tanzen kann, wäre die Reise perfekt gewesen !!! 😉
So bestand der Tag darin, die Strassen auf und ab zu laufen und das Leben der Kubaner in Cienfuegos zu entdecken neben all den anderen Touristen mit ihren Fotoapparaten. Insgesamt versuchten wir das Beste aus unserem Urlaub zu machen und unter Anke’s Leitung mit spanischem Reiseführer, einen schönen Eindruck von Zentralkuba zu bekommen.
An diesem Abend gab es dann Hummer in kubanischem Flair.
Nachdem jeder bei seiner Gastfamilie gefrühstückt hatte, trafen wir uns um 9Uhr zur Weiterfahrt ins 56km entfernte Hanabanilla. Dieser Morgen war sehr bewölkt und ein paar Regentropfen begleiteten uns die erste Zeit, aber bei den Temperaturen von etwa 25°C trockneten die Radsachen ganz schnell im Wind. 🙂
In der Provinz Villa Clara lag ein erster kleiner, sich aber dennoch lange hinziehender Anstieg vor uns, nachdem wir mit einem eindrucksvollen Ausblick auf den Hanabanilla Stausee und das umgebende Escambray-Gebirgsmassiv belohnt worden. Angler und Naturfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten.
Obwohl das Hotel am Fuße des Stausees eher einem Plattenbauverschnitt ähnelt, ist es der ideale Ort, um sich zu erholen und die Natur zu genießen. Bis zum Abend verbrachten wir die Zeit mit kleinen Erkundungen, Baden im Pool, Lesen und entspannen. Angeblich hatte auf Kuba die Hochsaison begonnen, doch manchmal hatte ich das Gefühl, wir wären die einzigen Gäste was sich in dieser Nacht jedoch widerlegte. Gegen 1 Uhr mitten in der Nacht, ich in meinen schönsten Träumen versunken, klopfte und klinkte ein Mann wie wild an meiner Tür. Ich dachte nur: ‚ich geh da nicht hin, am Ende stürmt dieser Typ total betrunken in mein Zimmer und keine Ahnung…‘! Nach einer gefühlten Ewigkeit mit rasendem Herzen kam zum Glück ein Freund von ihm und machte ihn darauf aufmerksam, dass er am falschen Zimmer ist. Als ich meinen Ruhepuls endlich wieder erreicht hatte 😉 , schlief ich erschöpft wieder ein !
Schon am Abend beschlossen Bernd und ich, statt der eigentlich geplanten Bootsüberfahrt auf dem Stausee, aussenrum zu radln, um unserem Bewegungsdrang nachzugeben und uns mal richtig in den Bergen auszupowern. Insgesamt haben wir dabei 64km mit 1300 Höhenmetern bewältigt und das noch bei glühender Hitze. Aber scheen war’s ! 🙂
Unser Ziel war Topes de Collantes, einem Nationalpark auf etwa 800m über dem Meeresspiegel. Diese gebirgige Region ist durchzogen von Regenwald, aber auch Kiefern-, Eukalyptus- und Laubwäldern. Außerdem prägen Flüsse, unterirdische Höhlensysteme, Seen und Wasserfälle das Landschaftsbild und bieten einen Lebensraum für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten.
Everth, unser lieber Reiseleiter, hatte doch sehr mit den etwas kälteren Temperaturen in dieser Höhe zu kämpfen und bekam nun auch noch eine Erkältung mit Fieber über Nacht. Ach, diese zartbesaiteten Männer wieder, die von der Sonne verwöhnt sind und kein Unterhemd tragen. 😉
Ich freute mich im Hotel Los Helechos auf eine heiße Dusche und kühlenden Schatten auf der Haut. Was ich immer sehr hübsch fand, waren die Handtücher, die als Schwan drapiert auf dem Bett lagen. Sehr nett gemacht !
Gegen 19Uhr freuten wir uns alle auf ein leckeres Abendessen, um wieder unsere Kohlenhydratspeicher aufzufüllen und zufrieden einzuschlafen. 🙂
Nach unserem obligatorischen Eiweißfrühstück lag nochmal ein kleiner Anstieg vor uns, der uns mit einem tollen Ausblick auf die Karibikküste belohnte. Dann ging es 18km bergab auf einer regelrechten Buckelpiste, denn durch die Lufttemperaturen und das zeitgleiche Abbremsen der Busse und LKWs hat sich der Asphalt dermaßen zusammengeschoben, dass die Strecke teilweise nur im Schritttempo bewältigt werden konnte.
Vor unserem Endziel der Halbinsel Ancón lag auf unserem Weg die Stadt Trinidad – seit 1988 Weltkulturerbe der UNESCO wegen seiner zahlreichen gut erhaltenen und architektonisch interessanten Gebäude, die den Besuchern das Gefühl einer Zeitreise in das Zeitalter der Konquistadoren vermittelt.
Everth organisierte einen Platz an dem wir unsere Räder für eine Weile sicher unterstellen konnten und dann schlenderten wir gemütlich ein wenig durch die Altstadt von Trinidad, um Fotos zu machen und das Flair zu genießen. Am frühen Nachmittag ging es dann auf das letzte Stück zum Baden am Sandstrand in Ancon.
Der Tag endete mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Meer. 🙂
Fortsetzung mit dem Rhythmus im Blut…;-)