24 Aug 2017, 10:55pm
Tadschikistan
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Tadschikistan – Wandern auf 3000m Höhe

Seitdem eine Weltkarte in meiner Wohnung hängt, schaue ich immer wieder darauf, wo ich denn noch nicht unterwegs gewesen bin. Und es gibt noch so viel für mich auf dieser Erde zu entdecken, dass meine Wahl dieses Mal auf Tadschikistan und die im westlichen Teil befindlichen Fan-Berge fiel. Ich war erst etwas skeptisch, da angrenzende Länder wie Afghanistan nicht gerade zu beliebten Reisezielen zählen, aber ich habe diese Tour nicht einen Moment bereut.

Nach einer recht entspannten Anreise von Berlin nach Istanbul traf ich dort auch schon auf Mathias und Bernd, 2 Freunden aus Stuttgart, mit denen ich dann 5 Stunden später in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, landete. Mit etwa 780.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt des Landes. Es ist politischer, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes und Sitz zahlreicher Universitäten und Hochschulen.

Bevor Tadschikistan den Status einer sozialistischen Sowjetrepublik bekam, war Duschanbe lediglich ein Dorf mit etwas über dreitausend Einwohnern. Die neue Republik brauchte aber eine Hauptstadt, und die Wahl fiel auf das kleine Dorf, das für seinen großen Montagsmarkt bekannt war: Duschanbe bedeutet Montag auf Tadschikisch.Von 1926 bis 1961 hieß die Stadt Stalinabad, und in diesen Jahren, vor allem in den Nachkriegsjahren, entstanden die zahlreichen neoklassizistischen Bauten. Heute gilt das einst so bescheidene Dorf als schönste Hauptstadt Zentralasiens.

Unser einheimischer Guide Mubin stand schon winkend mit seinem Schild am Flughafen, um uns abzuholen. Der Einzige aus unserer Gruppe, der dann noch auftauchte, war Edi, ein waschechter Wiener seit 73 Jahren. Eigentlich standen 8 Männer und 2 Frauen auf der Liste, leider waren 6 davon in Istanbul gestrandet und dort, auf Grund eines verspäteten Fluges von Frankfurt, hängengeblieben, so dass wir erst einmal zu viert ins Hotel fuhren. Nach einer kurzen Verschnaufpause konnten wir in Ruhe frühstücken bevor uns Mubin die Stadt Duschanbe ein wenig näherbrachte. Zuerst stand der Besuch eines Basars auf der Liste, auf dem man alles Mögliche kaufen oder auch einfach nur bestaunen konnte. Eine Freundlichkeit und Herzlichkeit fliegt einem dabei entgegen, die man kaum für möglich hält. Prompt wurde auch ich von einer netten Einheimischen in ihr Kleiderparadies gezogen und mit 4 Männern im Schlepptau gab es kein Entrinnen…ich habe ein Kleid gekauft sogar mit Schleier. 🙂 Und auch Mathias wurde fündig und erwarb noch eine Badehose, deren Stretcheffekt er jedoch überschätzte, so dass diese doch erst nach dem Trekking wirklich passte. 😉

Danach besuchten wir das tadschikische Nationalmuseum, in dem mit 14 m Höhe die größte erhaltene Buddha-Statue Zentralasiens aus der Kuschan-Periode zu bestaunen ist und freuten uns anschließend bei 45° Aussentemperatur auf eine Abkühlung in einem der typischen Teehäuser. Den Nachmittag nutzten wir im Hotel zum Ausruhen und ‚Schwimmen‘ im Pool mit Blick auf Mathias hautenge, neonfarbene Badehose. 🙂

Am Abend trafen wir uns wieder mit Mubin, der uns bei angenehmeren Temperaturen einen tollen Ausblick über die Stadt ermöglichte und nach einem kleinen Spaziergang ins Nachtleben entführte. Bei Schachlik, Brot, Cola und Bier erlebten wir noch ein berauschendes Abendprogramm mit Gesang und Bauchtanz, den Edi mit seiner Kamera genauer unter die Lupe nahm. 😉

Nach der langen Anreise fielen wir dann erschöpft in unsere weichen Betten.

Damit wir uns auch gar nicht erst ans Ausschlafen gewöhnten, klingelte 7.30Uhr mein Wecker. Nochmal ab unter die Dusche, Frühstücken mit Pancakes und Obst und dann wartete schon unser Fahrer Daler auf uns und mit kleinen Zwischenstopps für Fotopausen erreichten wir am Nachmittag die Stadt Pandschakent. Mit ca.35000 Einwohnern liegt sie in einer ca. fünf Kilometer breiten Ebene im Tal des Flusses Serafschan in der Provinz Sughd im Nordwesten Tadschikistans und stand einst als Handelsstadt an der Seidenstrasse in enger Verbindung zum ca. 60 km entfernten Samarkand. Die Stadt besitzt eine Universität und ein Krankenhaus und ist Sitz einiger regionaler Verwaltungsbehörden.

Auf dem Weg dorthin kamen wir immer wieder durch kleinere Ortschaften, die ihre eigens angebauten und verarbeiteten Produkte wie Aprikosen, Käse, Reis usw.anboten und immer ein liebes Lächeln im Gesicht hatten.

In einem kleinen Gasthaus bezogen wir dann unsere Zimmer und versteckten uns ein wenig vor der Hitze der Nachmittagssonne.

Zum Abend hin genossen wir den Trubel in der kleinen Stadt und durften beim Essen wieder unter zahlreichen Variationen von Schaschlik wählen. 🙂 Mit Blick auf einen schönen Sonnenuntergang ging unser Erlebnis Tadschikistan weiter. Bevor wir jedoch zum Schlafen kamen, wartete noch ein kleines Abenteuer auf uns…ein Spielplatz für Kinder und Erwachsene 🙂  Bernd und ich waren ganz mutig und trauten uns gemeinsam auf die Schiffsschaukel. Hmm…aber einem von uns erging es danach doch nicht so gut. Tja, wir sind eben nicht mehr die Jüngsten und die eigentlich geübten Sinne verlieren mit den Jahren ihre Standhaftigkeit. 😉 Ich habe mich dann allein noch auf das Kettenkarussel getraut. In altbewährter Technik wurde sicher die Kette vorgehangen damit auch keiner rausfliegt. 🙂 Und zum krönenden Abschluss gönnten sich die Magenerprobten noch ein Softeis. Na, hoffentlich geht das gut !

Immer noch warteten wir auf unsere 6 Mitstreiter, die 2 Tage in Istanbul ausharren mussten. Während wir an diesem Morgen durch die Altstadt von Pandschakent bummelten und das Rudaki-Museum, des berühmten Dichterfürsten, besuchten, erfuhren wir, dass sie endlich gut in Tadschikistan gelandet und auf dem Weg zu uns waren. Gegen Mittag begrüßten wir dann Konrad mit seinen Söhnen Frederic und Robert sowie Benedikt aus Aachen, Holger aus Bielefeld und Christiane aus Halle, meine Verstärkung unter all den Männern. 🙂

Jetzt konnte es gemeinsam weitergehen und darauf freuten sich alle. Mit 2 Kleinbussen ging es mit kleinen Zwischenstopps um Bilder zu machen ins Fangebirge zu den sieben Seen. Die sieben Seen sind: Mijgon, Soya, Hushoyr, Novin, Hurdak, Marguzor und Hazorchashma (2400 m) und liegen im Schingtal, was so viel wie „grüner Garten“ bedeutet. Am 4.See lag unsere Unterkunft und nach einer kleinen Stärkung fuhren wir weiter zum 6.See, um von dort aus noch eine Wanderung zum 7.See zu unternehmen. Da Mathias, Bernd und ich ja schon hart erprobt im Karussel fahren und Eis essen waren, stürzten wir uns noch todesmutig in den doch etwas sehr kalten See…mit der Zeit wurde es sogar richtig warm. Die Blutgefäße wissen eben wie sie uns am Leben halten. 🙂 Ich fand es toll !

Zurück in der Unterkunft genossen wir schließlich noch ein wenig die Ruhe vor dem Abendessen. Mit Gemüsesuppe als Vorspeise und Gemüseeintopf im Hauptgang, was sich irgendwie nur durch die Konsistenz voneinander unterschied, aber sehr lecker war, füllten wir unseren Bauch und natürlich durfte die Wassermelone nicht fehlen, die uns fast jeden Tag begleitete. Mit viel Lachen und Träumen von der heißen Bauchtänzerin, festgeschnallt an den Leitungen über dem Tisch, verabschiedeten wir uns in die Nacht. 🙂

Nach dem Frühstück fuhren wir von Novin zurück entlang der Seen über Dashtikazy zunächst nach Pandschrud, wo wir das Mausoleum des tadschikisch-persischen Poeten Abuabdullo Rudaki besucht haben. Von hier war es dann nicht mehr weit bis nach Artutsch (1800 m)…unserem Ausgangspunkt für das mehrtägige Trekking durch die Fan-Berge. Alle sortierten ihre Sachen für die Tour, genossen nochmal eine warme Dusche und nachdem heute auch unserer Koch Masut ankam, zauberte er gleich das erste Essen für uns. Masut ist übrigens der Neffe unseres Guides Mubin…irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir während der Reise zahlreiche Mitglieder seiner Familie kennenlernten. 🙂 Naja bei nur etwa 6,8 Millionen Einwohnern im ganzen Land und immer diesen harten, kalten Wintermonaten, in denen man ja viel Zeit mit Austausch von Wärme verbringt, kein Wunder. 😉