Indien Ladakh
„Das Land der hohen Gipfel und der mystischen Lamas“, „gebrochener Mond“ oder das „kleine Tibet“, …
…dies sind einige Bezeichnungen für Ladakh. Denn es ist bekannt für die Schönheit seiner entlegenen Berge und für die tibetisch-buddhistische Kultur.
Zwei der gewaltigsten Gebirgsmassive der Welt begrenzen die Region: auf der einen Seite der Himalaya, auf der anderen der Karakorum! Zusätzlich wird die Region durch die Bergketten von Ladakh und Zanskar begrenzt. Die Bergmassive sind erstaunlich parallel – sie verlaufen von südöstlicher nach nordwestlicher Richtung.
Den „niedrigsten“ Punkt finden man in Kargil mit 2.750 m, den höchsten Punkt bildet mit 7.672 m der Saser Kangri im Karakorum! Ladakh gehört damit zu den höchsten bewohnten Ebenen dieser Welt. Die Fläche beträgt ungefähr 97.000 km², davon werden aber nur ca. 0.5 % von ca. 200 000 Ladakhis bewohnt.
Geologisch gesehen ist es ein sehr junges Land: Es entstand erst vor ein paar Millionen Jahre, als die Landmassen des indischen Kontinents mit unglaublicher Kraft gegen die feste, zentralasiatische Platte drückte. Das Aufschieben faltete ganze Berge und erzeugte anschließend ein ausgedehntes Seensystem. Doch die Hauptwasserquelle für frisches Wasser bleibt der massive winterliche Schneefall.
Für Jahrhunderte war Ladakh ein bedeutendes Zentrum für den Handel zwischen Indien und den umliegenden zentralasiatischen Ländern.
Ladakh unterscheidet sich geographisch und kulturell sehr vom eigentlichen Indien. Die spezifischen Merkmale der Ladakhis wie ihre Kleidung, Bräuche und ihre Dialekte lassen auf die tibetisch-mongolische Abstammung dieser Menschen schließen. Diese Leute, die Klöster, hoch übern den Dörfern in Abhänge gebaut, die riesigen Statuen, die die Kulturheroen des Buddhismus darstellen, die künstlerisch herausgearbeiteten buddhistischen Fresken, die überall zu finden sind, und nicht zuletzt die endlosen Weiten der schneebedeckten Gipfel machen Ladakh zu einem Land voller Rätsel und Wunder.
Und genau diese durfte ich auf meiner 1.Trekkingtour (29.07.05 – 21.08.05) in außergewöhnlichen Höhen entdecken. 🙂
Im Juli 2005 flogen wir in einer kleinen, überschaubaren Gruppe von Berlin mit Aeroflot über Moskau nach Neu-Delhi. Nach ein paar Stunden Schlaf in unserem Hotel ‚The Qutab‘ und einem gemütlichen Frühstück hatten wir einen Tag Zeit zur Besichtigung von Delhi, das mit 15 Mio. EW zu den größten Metropolen der Welt zählt. Wir fuhren mit einem klimatisierten Bus (bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit ein ‚echter Genuß‘ 🙂 ) zum grandiosen Red Fort – einer Festungs- und Palastanlage aus der Epoche des Mogulreiches. Sie wurde zwischen 1639 und 1648 für den Mogulkaiser Shah Jahan erbaut und gehört seit 2007 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ihren Namen erhielt sie von der charakteristischen roten Farbe des für die Festungsmauern verwendeten Sandsteins.
Weiter ging es zum Qutab-Minar-Komplex mit einem sich hoch in den Himmel schraubenden Turm – einem Minarett und am Ende des Tages durfte eine Rikschafahrt für 60 Ruppien durch die Gassen der Altstadt natürlich nicht fehlen.
Am nächsten Morgen flogen wir mit Jet Airways 1h nach Leh.
Leh ist die Hauptstadt von Ladakh und liegt auf einer Höhe von 3.505 m über dem Meeresspiegel. Das Stadtbild wird vom halbzerstörten königlichen Palast beherrscht, der im 17. Jhd. von Sengge Namgyal erbaut wurde. Von diesem Palast aus hat man einen eindrucksvollen Ausblick über ganz Leh, Teile des Indus-Tals und den Stok Kangri, mit seinen 6.150 m der höchste Berg der nahen Umgebung.
Leh wurde durch seine wirtschaftliche Bedeutung zur Hauptstadt von Ladakh, da hier seit frühester Zeit alle wichtigen Handelsrouten zusammenliefen. Die Stadt bildete die größte Zwischenstation auf dem Weg über die langen, zermürbenden Karavanenstraßen der Berge und Gipfel des Himalaya, hin zu den berühmten Handelszentren von Yarkand und Kashgar in Zentralasien.
auf dem Flug von Delhi nach Leh
Diesen Tag nutzten wir zur Akklimatisation, denn von ca. 230m ü.M. auf knapp 3500m über dem Meerespiegel ist doch schon ein enormer Unterschied in Bezug auf den Sauerstoffgehalt der Luft. So durften wir uns erstmal ein bisschen ausruhen und am späten Nachmittag unternahmen wir noch eine kleinen Spaziergang durch die nähere Umgebung. Am 4.Tag stand uns der ganze Tag zur Erkundung des fruchtbaren Seitentales des Indus zur Verfügung und wir hatten sogar das Glück ein einheimisches Fest mitzuerleben. Wir fuhren mit 3 Jeeps nach Spituk, dem Zentralkloster des Gelbmützenordens auf einem Hügel in einer Flussoase gelegen. Weiter zum Namgyal Tsemo Kloster, das aufgrund der vielen im Wind wehenden Gebetsfahnen einen wunderschönen Blick auf Leh bietet und zur Shanti Stupa, die beim Umrunden mehrere religiöse Darstellungen betrachten lässt, die die Lebensgeschichte Buddhas abbilden.
Nach einem kurzen Einkaufsbummel durch Leh fuhren wir zu unserer Unterkunft ‚Caravan Centre‘ zurück. An diesem Abend spürte ich ein langsam auf mich zukommendes Unwohlsein aufbrechen. Ich bekam Kopf-und Gliederschmerzen und auch mein Magen machte sich bemerkbar. 🙁
unsere ersten Eindrücke von Leh
Mit dem Jeep fuhren wir am nächsten Morgen nach Stok Village. Dort leben heute noch die letzten Nachfahren der ladakhischen Königsfamilie.
Und es war der erste Tag unserer Trekkingtour und so gern ich mich auf den Start gefreut hätte, ging es mir nun doch seit der letzten Nacht gar nicht gut – Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden beherrschten meinen Körper, ‚das Loch im Boden war mein bester Freund‘ :-). Ich konnte mich kaum ‚auf den Beinen halten‘ und wahr froh, über jede Sitzgelegenheit im Schatten. Ich dachte nur, wenn das so weitergeht, werde ich auf keinem einzigen Gipfel stehen.
Früh waren wir erst noch im Tibetan Children’s Village und während die anderen auch Shey Palace besichtigten, dem Sommersitz des Herrschers von Leh, lag ich im Schatten und versuchte die Stunden zu überstehen. Derartige Schmerzen hatte ich wohl noch nie in meinem Leben.
Am späten Nachmittag hatten wir die Möglichkeit eine kleine Akklimatisationstour zum Stok Palace auf mehr als 4000m Höhe zu unternehmen.
Ich war froh, als ich wieder in meinem Zelt liegen konnte, wobei ich in dieser Nacht auch nicht wirklich zur Ruhe kommen konnte.
Früh aufstehen und nach dem Frühstück überquerten wir den Pass Namlung-La, auf 4800m Höhe liegend. Dort erwarteten uns prächtige Aussichten auf das Tal der Indus und die umliegenden schneebedeckten Berge. Weiter auf einem steilen Abstieg zur Ortschaft Rumbak auf 4060m – unserem nächsten Camp, in dem wir die Gelegenheit nutzten uns im eiskalten Fluss abzukühlen und mir ging es endlich wieder besser.
Nach der zweiten Passüberquerung, dem 4900m hohen Pass Ganha La, folgte der Abstieg in das Hochtal und wir wanderten durch eine atemberaubende Schlucht nach Skyu, einem kleinen Dorf, in dessen Nähe wir an einem Bachufer unser Lager einrichteten.
Wir folgten dem Markha-River flussabwärts bis nach Sara (3550m). Gemütlich ging es durch die saftige Vegetation der Flusslandschaft, die uns wie eine Oase in der Wüste vorkam.
Immer weiter entlang am Markha River und nach einigen Flussdurchquerungen erreichten wir am folgenden Tag nach einer gemütlichen 4stündigen Wanderung das Dorf Markha. Hier hatten wir Zeit zum Entspannen und zum Erkunden der näheren Umgebung. Wer wollte, konnte sich sogar in dem eiskalten Fluss abkühlen. Und ihr könnt mir glauben, es war wirklich eiskalt, aber wenigstens war ich mal wieder ’sauber‘! 🙂
Noch tiefer ins Markha Tal hinein, kamen wir vorbei an beeindruckenden Klöstern und sogar ein kleine Schule lag auf unserem Weg. Dafür hatten wir bereits vor der Anreise Buntstifte und Gummitiere besorgt über die sich die Kinder sehr gefreut haben. Bis zum Dorf Tchatchutse waren es an diesem Tag 6h Fussmarsch.
An jedem Tag warteten neue, wunderschöne Eindrücke von Indien Ladakh auf uns und jede Flussdurchquerung wurde zu einem kleinen Abenteuer. Wir hatten aber auch Zeit zum Lesen, Entspannen und Hacky-Sack spielen, wobei einem in einer Höhe von ca.4500m dabei sehr schnell die Puste ausgeht. 🙂
Hoch-runter-hoch-runter und irgendwann war es soweit…das Nimaling Plateau, eines der schönsten Hochtäler in Ladakh, lag vor uns, überragt durch den sagenhaften und bekanntesten Gipfel Kang Yatze (6400m). Wir zelteten direkt im Basecamp dieses Berges auf 5000m Höhe. An diesem Nachmittag checkten wir unsere Ausrüstung, spielten Schwindel-Max und nach dem Abendessen verkroch sich jeder sehr zeitig in seinen Schlafsack, um für den langen Aufstieg fit zu sein.
Um 2Uhr Nachts war wecken angesagt. Unsere Träger hatten schon ein kräftigendes Frühstück vorbereitet und nachdem wir alle wichtigen Utensilien zusammengepackt hatten, ging es in der Dunkelheit der Nacht los.
Ganz schön müde und noch bissl Schlafsand in den Augen, liefen wir hintereinander irgendeinen Anstieg hinauf ohne jeglichen vorgegebenen Weg. Ich dachte manchmal nur, „Ob wir wirklich richtig sind ?“. Schließlich ging endlich die Sonne auf und das Schneefeld lag vor uns. Jetzt hieß es, Gurte und Steigeisen anlegen, Eispickel in die Hand und in 2 Gruppen mit jeweils 6 Mann stapften wir angeseilt durch den Schnee immer mit der Vorsicht nicht in eine Gletscherspalte zu geraten. Und der Weg war anstrengend, kräftezehrend und ewig lang…
Um etwa 12Uhr Mittags erreichten wir erschöpft, aber sehr glücklich den Gipfel des Kleinen Kang Yatze auf 6150m. Ich war so stolz auf mich, zumal ich es als einzige Frau unserer Gruppe geschafft hatte. Denn leider gab es aufgrund von Übelkeit, Kopfschmerz und Schwindel mehrere ‚Gipfelabbrecher‘, doch in diesen Momenten geht die Gesundheit immer vor. Man sollte nie sein Leben für einen Gipfel riskieren !!!
Jedenfalls bekamen wir das Lächeln aus unseren Gesichtern gar nicht mehr raus. Nach einem traumhaften Ausblick auf das Karakorum Gebirge bei fast wolkenlosem Himmel und nach den obligatorischen Gipfelfotos lag nun noch der Abstieg vor uns. Und diesen sollte man nie unterschätzen. Erst wieder über das Schneefeld und sobald wir die ersten Geröllsteine unter den Füßen hatten und uns voneinander ‚trennen‘ durften, war mein erstes Ziel ‚ein ungestörtes Fleckchen‘. Denn nach 14h Trekking und 3m vor und hinter mir ein Mann am Seil gab es keine Möglichkeit die zugeführte Flüssigkeit wieder loszuwerden :-), zumal es ‚Frau‘ eingeschnallt in einem Gurt wirklich schwer gemacht wird. Da haben es Männer echt einfacher !
Wieder im Basislager war nur noch Relaxen angesagt !
auf dem Weg zum Kleinen Kang Yatze auf 6150m
Für den 2. Gipfel wechselten wir am folgenden Tag noch einmal das Lager. Diesmal entschieden sich nicht alle für den Aufstieg. Nur 5 von unserem Team wagten sich um Mitternacht auf den ungewissen Weg zum Dzo Jongo (6120m). Mit unseren einheimischen Führern aufgeteilt in 2 Vierer-Gruppen hatten wir auch hier wieder Eis und Schnee zu überwinden. Ein paar Meter vor dem Gipfel war ich bereits total kaputt, doch Heiko unser Reiseleiter motivierte mich und mit allerletzter Kraft zog ich mich auf den Berg. Ich hatte geschafft, wovon ich vorher nie zu träumen wagte !
All die Gefühle, die ich hier gespürt und erlebt habe, sind schwer wiederzugeben…Es ist wunderschön, Träume zu verwirklichen und jeder sollte an seine eigenen Grenzen gehen, denn nur auf diesem Weg können Wünsche wahr werden !
der 2.Gipfel Dzo Jongo (6120m)
Jetzt lag irgendwie nur noch Freiheit vor mir. Die Angst, die ich hatte, zu versagen, war weg und ich konnte die Berge nochmehr genießen. Ich war einfach glücklich ! 🙂
Es ging nun allmählich in Richtung Kangmaru La Pass. Von diesem konnten wir noch einen grandiosen Ausblick auf die 2 erklommenen Berge – den Kleinen Kang Yatze und den Dzo Jongo – gewinnen. Bei klarem Wetter kann man die 8000m hohen Riesen im Karakorum – den K2 und den Nanga Parbat in Pakistan sehen.
Wir wanderten weiter durch die Narrow Schlucht bis Shjang, wo unser Camp lag.
Wir setzten unseren Abstieg durch das Tal fort, überquerten noch mehrmals den Fluss und erreichten schließlich die Ortschaft Martselang. Am Nachmittag besuchten wir die Shea Klöster, das imposante Kloster von Thikse und das größte und wohlhabendste Kloster Ladakhs, die Hemis Gompa.
Schließlich fuhren wir von dort mit Jeeps zurück nach Leh und bezogen unsere Unterkunft. Damit war unsere Umrundung der Stok-Gruppe beendet.
Jetzt hatten wir eigentlich noch 2 Tage um Leh weiter zu erkunden, doch durch Fehlbuchungen entschied sich ein Teil von uns schon nach einem Tag zum Flughafen in Leh zu fahren und zu versuchen einen Rückflug nach Delhi zu bekommen. Und wir hatten Glück.
Zu sechst erkundeten wir nun Delhi, doch irgendwann stand ich allein in dieser Millionenstadt, weil jeder ein anderes Ziel hatte. Für diesen Fall der Fälle wurde aber schon vorher ein Treffpunkt für die Rückfahrt zum Hotel ausgemacht, so dass niemand verloren ging.
Den nächsten Morgen konnten wir im hoteleigenen Pool genießen. 3h Entspannen, Baden und Wohlfühlen bevor der Rest unseres Teams aus Leh kam. Nach einer kurzen Erfrischung ging es jetzt noch gemeinsam ins Landesinnere. 14Uhr stiegen wir in einen Reisebus nach Agra.
Noch vor dem Frühstück fuhren wir zum Taj Mahal, um dort den Sonnenaufgang zu genießen. Dieses ‚ewige Monument der Liebe‘ nutzte sogar Andy, um seiner Esther einen Heiratsantrag zu machen. 🙂 Sie hat ‚Ja!‘ gesagt.
Der Tag führte uns schließlich noch zur Geisterstadt Fathepur Sikri und später am Abend erreichten wir Jaipur in Rajastan. Bei einem Stop in einem Handcraft-Shop ließ ich mir einen original indischen Sari anpassen.
Heute stand zuerst der Palast der Winde auf unserem Programm. Dieser architektonisch außergewöhnliche Palast in der Altstadt von Jaipur ist ein fünfstöckiges Gebäude mit einer wabenartigen Fassade und diente einzig und allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein. Nach einem kurzen Fotobreak wartete jetzt Amber Fort auf uns, ein ehemaliger Königspalast der Kachchwaha-Dynastie, den wir mit einem Elefantenritt erreichten.
Bevor der Nachmittag jedem zur freien Verfügung stand, konnten wir in einer Teppichfabrik die Herstellung beobachten und bei Interresse sogar kaufen.
Der letzte Tag unseres großen Abenteuers brach an. Bei der Besichtigung eines Hindu Tempels sprach mich auf einmal eine indische Familie an und gab mir ihr Kind auf den Arm. Ich wußte erst gar nicht, was sie wollten, doch ihr Interesse lag einfach nur darin, ihren kleinen Schatz mit mir zu fotografieren. Fand ich irgendwie schön. 🙂
Am Nachmittag nutzte ich noch einmal die Möglichkeit in unserem Hotel in den Pool zu springen und nach einem gemeinsamen Abendessen und ein paar Stunden Schlaf lag nun der Rückflug vor uns.
Wie bereits auf der Reise nach Indien lagen wir wieder in Moskau auf dem Flughafen auf unseren Isomatten, um auf den Anschlußflug nach Berlin zu warten. 🙂
Danke für dieses unvergessliche Erlebnis !!! 🙂