30 Jan 2012, 6:55pm
Ecuador
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Entdeckertour Ecuador Teil II

In der Sonne trockneten wir unsere nassen Sachen, richteten unsere, bereits von den Trägern aufgebauten Zelte ein und freuten uns auf das Silvestermenü mit einem Gläschen Wein. Zugegeben wir stießen bereits 18Uhr Ortszeit (24Uhr in Deutschland) auf ein gesundes und glückliches, neues Jahr an, denn bis Mitternacht hätte es wohl kaum einer ausgehalten. Eng aneinander gekuschelt hockten wir am Abend zu vierzehnt im Essenszelt, das wahrscheinlich nur für 10 konzipiert war, und unser 3köpfiges Küchenteam zauberte ein warmes Vorsüppchen, einen leckeren Hauptgang und ein süßes Dessert. Ausholbewegungen bzw. unverhoffte Zuckungen waren beim Essen aber nicht erlaubt, jeder mußte in seinem ‚Tanzbereich‘ bleiben. 🙂 Das gute daran – niemand hat wirklich gefroren ! Und spontane Toilettengänge aus den hinteren Reihen mußten 2 Stunden warten.

In Ecuador werden an Silvester Strohpuppen verbrannt – Figuren, die Politiker, Schauspieler und Sportler darstellen. Diese werden in den Straßen aufgestellt und am Silvesterabend angezündet. Das Feuer soll symbolisch die schlechten Erfahrungen des vergangenen Jahres auslöschen. Auf dem Weg zum Trek hatte auch Joaquin noch eine für uns besorgt und nach unserem grandiosen Feuerwerk 🙂 standen wir alle um das Lagerfeuer. Doch aufgrund der Witterung war das Holz zu feucht, um wirklich gut zu brennen. Ich musste dann so lachen als ich Jürgen sah, der sein Sitzkissen unterm Arm hatte. Er ahnte wohl, dass es länger dauern würde bis unsere Puppe verbrannt war. 🙂

Nach und nach verkroch sich in der Dunkelheit jeder in sein Zelt, um im warmen Schlafsack, in seine Träume zu versinken. Auf ein wunderschönes Jahr 2012 !!!

1.Januar und nix is mit Ausschlafen 🙂

7 Uhr raus aus den Daunenfedern, ‚Katzenwäsche‘ mit abgekochtem Wasser aus einer kleinen Waschschüssel und dann ein ganz leckeres Neujahrsfrühstück. Nachdem wir alles wieder zusammengeräumt hatten, marschierten alle erneut wie die Küken hinter Joaquin hinterher und schon ein paar Meter weg vom Camp wartete der nächste Flusslauf auf uns. Im Vertrauen lief ich ihm nach und schon stand ich so tief im Wasser, dass alles in die Gummistiefel hineinlief und meine Füsse klitschnass wurden. Toll und das bei gefühlten 5°C Aussentemperatur und Nieselregen. 🙂 In der 1.Pause wurden dann Joaquin, Jochen und Tanja zu meinen ‚Lebensrettern‘ mit Toilettenpapier und frischen Socken. Endlich wieder trockene Füße !!!

Wenn der Morgen auch kalt begann, im Laufe des Tages rissen die Wolken immer mehr auf und die Sonne kam wieder raus. So endlos weit dieser Weg an dem Tag auch war, umso schöner war es die aufkommende Wärme zu spüren und am späten Nachmittag einen einzigartigen Ausblick auf die Berge Ecuadors zu genießen. Gegen 17.30 Uhr kamen wir zum Camp und freuten uns alle auf einen heißen Tee / Kaffee. Nach ein bisschen Gemütlichkeit im Zelt ließen wir uns bei sternenklarem Himmel wieder ein ganz leckeres Abendessen schmecken.

Ganz früh und da fast alle noch schliefen, nutzte ich die Zeit und lief aus unserem kleinen versteckten Camp, um den Sonnenaufgang zu genießen. Dieser Blick in die Berge begleitet von der Stille des Morgens war traumhaft schön und wie gemalt. So konnte ich fast wolkenlos den Antizana, den Cotopaxi und den Sincholagua sehen. In diesen Augenblicken erkenne ich immer wieder, warum mich diese Welt so fasziniert und mir Kraft gibt !

Nach dem gemeinsamen Frühstück lag heute ein Tag vor uns, an dem wir etwas mehr Zeit zum Erleben und Entspannen hatten. Wir liefen in Richtung Antizana auf etwa 4300m Höhe und gönnten uns dort eine ausgiebige Akklimatisationspause in der Sonne. 🙂

Gemütlich wanderten wir zu unserem nächsten Lager und wann immer es sich ergab, erklärte uns Joaquin die Pflanzenwelt Ecuadors. Zum Glück kam der nächste Regenguss, diesmal begleitet von Hagel, erst als wir an unseren Zelten waren. Doch relativ schnell hörte es auch wieder auf, so dass jeder noch ein wenig die Umgebung erkunden konnte bis es Abendessen gab. 22Uhr lag ich eingemummelt in meinem Schlafsack bereit zum Träumen. 🙂

Heute endete unser Papallakta-Trek und nach dem obligatorischen Frühstück liefen wir nur wenige Hundertmeter zur Strasse und warteten auf unseren Bus mit dem es dann zuerst zur Laguna Mica ging. Ein optimaler Platz zum Fischen und vor allem für Uli, um wieder mal sein Sieb rauszuholen. Ulli und Uli wären dabei gern noch einmal ganz ins Wasser gesprungen, aber unsere Mitinsassen drängelten schon, weil sie unbedingt weiterfahren wollten. 🙂

Auf der Fahrt entdeckten wir auch noch ein paar Wildpferde, die unbedingt noch mit einem abrupten Zwischenstopp fotografisch festgehalten werden mußten. Ich glaube, unser Busfahrer war an diesem Tag auch sehr auf unzähmbares Rasen eingestellt, denn prompt hatten wir bei diesen Strassenbedingungen einen Platten. Im nächsten Ort konnte dieser aber schnell behoben werden und weiter ging’s.

Auf dem Panamerica Highway zum Naturschutzgebiet des Vulkans Iliniza, unserem zweiten Akklimatisationsgipfel. Und nach einem nicht enden wollenden Schotterweg erreichten wir am späten Nachmittag bei Regen 🙁 das Camp. Das steigerte gleich wieder die Motivation für die Besteigung am nächsten Morgen ! 🙂

3Uhr wurden wir ‚liebevoll‘ von Joaquin geweckt: „Come on, guy’s. It’s time to wake up!“ 🙂 Mit ein wenig Überwindung krochen wir aus unseren Schlafsäcken und mit einem leckeren Frühstücksmüsli im Bauch starteten wir in der Dunkelheit zum Gipfel des Ilinizas Norte. Gegen 8.30Uhr erreichten wir die Schutzhütte „Refugio Nuevos Horizontes“ auf 4700 m und nach einer kleinen Stärkung ging es in 4er Seilschaften weiter nach oben bis zum Summit auf 5126m Höhe. Viel Platz ließ uns der Gipfel nicht, so dass unser obligatorisches Fotoshooting teilweise zum Balanceakt wurde, doch wir waren alle froh, dass wir trotz Schneegestöber unser Ziel erreichten und auch wieder gesund und vielleicht nicht mehr ganz so munter nach unten kamen. 🙂 In Machachi wartete schließlich eine Dusche und nach dem Abendessen ein kuschliges Bett auf uns.

Obwohl wir Ausschlafen konnten, weckten mich die ersten Sonnenstrahlen schon gegen 6.30Uhr. Ich genoß die Ruhe und schlich mich ganz leise unter die heiße Dusche – zum Glück, denn die Langschläfer durften sich später mit einem lauwarmen Wasserstrahl begnügen, unter dem man von rechts nach links hüpfen mußte, um überhaupt nass zu werden. 🙂

Diese Finca ‚Hosteria la Estacion‘ lud mich dann richtig zum Fotografieren ein. Überall verschiedenste Blüten, wunderschöne Rosen, von denen ich eine stibitzen durfte und dekorative Antiquitäten wie z.B. eine alte Nähmaschine von Singer wie sie sogar meine Omi einmal besaß. Zauberhafte Erinnerungen wurden dabei in mir wach begleitet von einem Lächeln, das dem Herzen richtig gut tut. 🙂 Hier entstand auch unser schönstes Gruppenfoto !!!

11Uhr – Abfahrt zum Cotopaxi Nationalpark. Eine Nacht verbrachten wir im Limpiopungo Camp (3800m), von dem man bei gutem Wetter einen einzigartigen Blick auf den Cotopaxi hat. Wir mussten uns leider mit Wolken und zeitweiligem Regen zufrieden geben. Nach genügend Ruhe und Entspannung fuhren wir am darauffolgenden Morgen auf 4600m Höhe. Von dort ging es geradewegs zum Refugio José Ribas (4810m) – unser Ausgangspunkt für den Gipfelsturm.

Nach einem letzten Check unserer Ausrüstung, bekamen wir 18Uhr noch etwas zum Abendessen bevor wir uns 1h später für ein wenig Ruhe und Schlaf in die Schlafsäcke verkriechen konnten auf den schönen mit Gummi bezogenen Matratzen im Bettenlager. Hmmm…Hygiene ganz groß geschrieben ! 🙂

22Uhr Augen auf und munter werden – leider begleitet von Magenschmerzen. Ich dachte nur: ‚Bitte, nicht jetzt !‘ 🙁 Mein nächtliches Frühstück bestand dann nur aus ein paar Magentropfen, weil ich nicht riskieren wollte, dass ich am Berg nicht mehr aus der Hocke komme. 🙂

Nach dem ersten Anstieg ging es in 3er Seilschaften weiter. Sylvia und ich hatten uns im Vorfeld schon Joaquin als Guide geangelt und so stiefelten wir Schritt für Schritt mit Steigeisen unter den Schuhen und Eispickel in der Hand Meter für Meter dem Ziel entgegen. Der gefallene Neuschnee ließ uns ab und zu immer wieder etwas zurückrutschen und machte das Gehen somit teilweise sehr anstrengend, wobei auch die Steigung oft ‚ganz ordentlich‘ war. Mit der Zeit zog sich die Gruppe immer mehr auseinander und da wir durch die ganze Nacht liefen, fror ich langsam immer mehr. In den Pausen zitterte ich schließlich schon wie Espenlaub 🙂 und mein Magen ließ mir nur wenig Ruhe. Ich gebe zu, dass ich manchmal dachte: ‚Ich schaffe das heut nicht!‘ (mir war so kalt und mein Bauch tat mir weh), aber Sylvia und Joaquin ließen mich nicht vom Seil. Und so motivierten wir uns gegenseitig.

Und dann war es soweit: 6.20Uhr erreichten wir den Gipfel des Cotopaxi im schönsten Sonnenaufgang. Joaquin warf seinen Eispickel zur Seite und drückte seine 2 Mädels an sein Herz. WAHNSINN !!! 5897m über dem Meeresspiegel und unbeschreibliche Emotionen und Glücksgefühle, die jegliche Quälerei vergessen lassen. Wir hatten einen traumhaften Blick und genossen mindestens eine halbe Stunde diese wunderschöne Welt, die uns zu Füssen lag ! 🙂


Innerhalb von 2h flitzten wir wieder auf dem Gletscher hinab zur Hütte und erst jetzt sahen wir wie dünn manche Eisflächen waren und welch faszinierende Gebilde aus Eis auf dem Weg nach oben lagen. Beeindruckend !!!

Am späten Morgen waren schließlich alle gesund und doch ziemlich erschöpft vom Gipfel zurück. Nach einem kurzen weiteren Abstieg fuhren wir mit dem Bus nach Riobamba und ich glaube, jeder genoß die Fahrt mit geschlossenen Augen und stolzgeschwellter Brust. 🙂 Bei unserer Ankunft im Hotel Andaluza erwarteten uns Gipfelstürmer bereits Christian und Markus, die 2 Tage die einheimischen Gepflogenheiten Ecuadors für sich erkundeten.

Mit einem gemeinsamen Abendessen, ‚cerveza und vino‘ 🙂 ging dieser lange Tag mit einem glücklichen Lächeln zu Ende.